Es ist 04 Uhr morgens. Ich bin hundemüde. Ich bin wach. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Mir fehlt die Luft zum atmen. Alles schnürt sich zu und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich möchte fühlen, was ich da eigentlich fühle. Ich kann es nicht beschreiben, es liegt einfach nur wie ein schwerer, schwarzer Schatten auf meiner Seele. Also greife ich zu meinem Laptop neben meinem Bett und schreibe los…in der Hoffnung das es hilft. Das es hilft Klarheit in dieses Chaos zu bringen.
Niemand hat mich gewarnt. Ganz im Gegenteil. Ich habe wunderbare Freunde, Kollegen, Familie….Manche kamen auf mich zu und nahmen mich ganz unvermittelt in den Arm und drückten ihre Freude aus. Das bedeutete mir unfassbar viel. Es gab mir etwas Halt und Sicherheit in einer doch so unsicheren Situation. Es bestärkte meinen eigenen Glauben in etwas, was längst verloren war.
Er kam zurück.
Ich öffnete die Tür.
Ich schloss sie wieder.
3 Monate später.
3 Monate, die wichtig waren. 3 Monate um mir selbst einzugestehen, dass hier 2 grundverschiedene Bedürfnisse aufeinanderprallen. Auf der einen Seite das Bedürfnis nach aufrichtiger Liebe, Beziehung und Familie und auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Selbstrettung, einem sicheren Dach über dem Kopf.
Zurückkommen ohne zu handeln…
Es war ein täglicher Kampf mit mir selbst. Er hat mir nochmal alles abverlangt. Mittendrin der Umzug. Es sollte ein Neuanfang werden. Für uns alle.
Es wurde MEIN Neuanfang. Mein 2. Neuanfang innerhalb von 18 Monaten. Ich schloss die Tür. Er drehte um. Und ging. Zurück zu dieser Frau.
Diese Frau, von der ich geglaubt hätte, sie hätten sich kennengelernt….wie man sich heute halt so kennenlernt. Diese Frau, von der ich nichts wissen wollte. Ich wollte nur umgehen mit dieser Situation. Mit dem größtmöglichen Abstand. Das funktionierte. Für mich. Für unseren Sohn.
Diese Frau, die diesen Abstand nicht wahrte. Die mich anrief und mir den Boden unter den Füßen wegriss. Diese Frau, die mich darüber aufklärte, dass sie bereits Teil meiner Ehe war, als ich noch nicht mal annähernd eine Ahnung hatte. Diese Frau, die mir erzählte, dass er ihr Heiratsangebote machte, während er neben mir im Bett lag…..diese Frau, mit der er bereits seit weit über 2 Jahren ein Doppelleben führte.
Ich schloss meine Türe wieder und er ging zurück. Zu genau dieser Frau.
Die Entscheidung war nicht zu kämpfen. Etwas zu tun. Für sich, für uns. Ich schloss die Tür und er nahm den direkten Weg. Zu dieser Frau.
Ich muss meine Gedanken immer wieder neu ordnen. Sie auch mal wegschieben. Ich bin eine Mischung aus Wut und Hass. Man könnte auch sagen es wütet der Hass in mir. Ein unfassbar anstrengendes Gefühl. Ein Gefühl, was ich loswerden möchte. Unbedingt. Jeden Tag arbeite ich daran. Stelle mich selbst in Frage.
Es gibt noch kein Geradeaus. Ein…“so geh ich damit um“. Heute denke ich so und morgen denke ich so.
Ich sage es jeden einzelnen Tag in meinen Spiegel „Andrea, verliere dich nicht in diesem Hass…das bist einfach nicht du selbst“.
Ich wusste es im Grunde ab dem ersten Tag. Ich wusste das er aus den falschen Gründen zurückkam. Doch dieser kleine Kämpfer in mir wollte kämpfen. Für eine gute Sache. Für uns als Familie. Ich musste es ausprobieren um mit Sicherheit sagen zu können, dass es sinnlos ist. Solch ein Bruch lässt sich nicht mehr heilen. Ich war bereits so gestärkt durch die Entscheidungen der letzten 18 Monate, dass ich ihn wieder wegschicken konnte.
An sämtlichen Stellen muss ich immer wieder über mich hinauswachsen. Entscheidungen treffen, die schmerzhaft sind. Ich habe das Gefühl unbedingt in ein Flugzeug steigen zu müssen und ganz weit weg zu fliegen. Mit jedem einzelnen Tag wird dieses Gefühl intensiver. Ich möchte im Flieger sitzen, in die Wolken blicken, Musik hören und meinen Gedanken nachhängen. Und dann möchte ich zurückkommen, mich einmal kurz schütteln….und zurück an die Arbeit gehen.
Sam Smith:
You must think that I’m stupid
You must think that I’m a fool
You must think that I’m new to this
But I have seen this all before
I’m never gonna let you close to me
Even though you mean the most to me
‚Cause every time I open up, it hurts
So I’m never gonna get too close to you
Even when I mean the most to you
In case you go and leave me in the dirt
But every time you hurt me, the less that I cry
And every time you leave me, the quicker these tears dry
And every time you walk out, the less I love you
Baby, we don’t stand a chance, it’s sad but it’s true
I’m way too good at goodbyes…
Ich habe Anfangs übrigens nicht ganz die Wahrheit gesagt. Es gab einen Menschen. Einen, der mit mir gestritten und mich gewarnt hat. Meine Mama….Sie wollte nicht, dass ich nochmal leide…
Er war trotzdem wichtig…dieser Umweg auf die Gerade…
Zwischenzeitlich ist es 06 Uhr….ich kann wieder atmen.
Andrea
Liebe Andrea, diesmal habe ich wirklich Gänsehaut…dein Text und der Song dazu…
Ich hätte genauso reagiert wie du, der Wunsch nach Familie und gleichberechtigter Partnerschaft ist immer einen Versuch wert. Du bist eine starke Frau, das hast du wieder einmal bewiesen. Gut, dass du die Tür wieder geschlossen hast. Jeder verdient aufrichtige Liebe! Und diese wünsche ich Dir. Viele Grüße Anja
Liebe Andrea,
ich bin seit ca. 6 Wochen eine treue Leserin von dir. Ich muss zugeben, dass ich anfänglich kein großer Fan „Bloggerinnen“ war, weil ich sie für oberflächlich hielt, die nur über Werbedeals auf sich aufmerksam machen wollten, um Konsumenten anzulocken und nicht wirklich hinter den Deals stehen, die sie versuchen „schmackhaft“ zu machen. Bis ich durch Zufall auf Dreiraumhaus stieß. Ich war von Anfang an gefangen und es fiel mir schwer, aufzuhören zu lesen. Du lässt so viel Nähe zu und gibst so viel von dir Preis, dass die Werbelinks total nebensächlich erscheinen. Im Gegenteil, ich empfinde sie eher als Anregung und teilweise auch recht informativ, was es so neues auf dem Markt gibt. Dein Artikel hat mich sehr berührt und teilweise sind mir auch die Tränen gekommen. Alles im Leben hat seinen Sinn. Wo eine Tür sich schließt, öffnet sich eine andere. Du hast alles richtig gemacht in meinen Augen. Bleib wie du bist! Ich bin etwas enttäuscht, dass du ein „Steinbock“ bist. Ich hätte schwören können, du wärst „Fische“! 😉 In mir hast du ab sofort eine treue Leserin gefunden. Ich wünsche dir und deinem wunderbaren Sohn alles Liebe! Katrin
Autor
Liebe Katrin, ich habe gerade laut und herzlich gelacht über diese Steinbocksache. Ich kenne das gut, wenn man sich jemandem verbunden fühlt…frage ich auch gern mal nach dem Sternzeichen. Ganz herzlichen Dank für diesen wunderbaren Kommentar. Das sind die Dinge, die mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Vielen Dank dafür.
Liebe Andrea,
das freut mich sehr. Ich habe wirklich das Gefühl, in dir eine Seelenverwandte gefunden zu haben, daher auch meine „Enttäuschung“ wegen des Steinbocks! 😉 Viele Dinge aus deinem Leben, die du beschreibst, sei es über Familie, kleine Morgenrituale, Kuren abzubrechen, wenn sie nicht sofort den erwünschten Erfolg bringen (bin leider auch sehr ungeduldig diesbezüglich) treffen auch auf mich zu! Die HCG-Kur z. B. war die einzige Kur, die ich bisher gemacht habe. Ich habe sie nur gemacht, weil meine kleine Tochter mich fragte, ob ich ein Baby im Bauch hätte? Also, wenn das kein Ansporn ist? 😉 Ich bin schlank aber leider tanzt mein kleines „Bäuchlein“ manchmal etwas aus der Reihe. La dolce Vita hinterlässt nun mal seine Spuren, was soll ich sagen? Aber Dank HCG-Kur ist mein Körper innerhalb von 6 Wochen wieder in Form und auch das eigene Selbstwertgefühl ist wieder angestiegen! Ich mag deine Bloggs wirklich sehr. Sie sind erfrischend und gehen ans Herz und entwickeln einen Suchtfaktor, weil sie ehrlich sind und auch Substanz haben! Ich ertappe mich wirklich dabei, wie ich jeden morgen in freudiger Erwartungshaltung schaue, ob du schon was neues eingestellt hast und werde ungeduldig, wenn ich nicht sofort etwas neues zu lesen habe. Dann denke ich immer: „Mensch Andrea, jetzt kannst du aber langsam mal wieder loslegen…;-) Obwohl du ja schon sehr aktiv bist aber ich denke, du verstehst schon, was ich meine? Herzliche Grüße und bis bald, Katrin