Hi, ich bin Andrea, 45 Jahre alt und Single. Wobei ich den Begriff „Single“ oder „alleine“ nur ungern verwende. Für mich sind das Schubladenbegriffe, die irgendwie immer negativ angehaucht sind.
Mein Sohn wird dieses Jahr 18 und der Abnabelungsprozess ist im vollen Gange. Wir lieben es zu reisen, aber nach und nach macht jeder von uns sein eigenes Ding… umso mehr werden die Reisen genossen, die wir noch miteinander unternehmen.
Nun gehöre ich zu den Menschen, die sich ungern ihrem „Schicksal“ ergeben.
Reisen sind für mich nicht unbedingt an einen Reisebegleiter gebunden. Wenn ich das Bedürfnis habe meinen Alltag zu verlassen, dann mache ich das nicht abhängig von freien Zeiten anderer Menschen. Ich verlasse den Alltag… ob mit oder oder ohne Reisebegleitung, überlasse ich dem Zufall oder auch meinem eigenen Bedürfnis danach.
Ich hatte für die Osterferien in diesem Jahr nichts geplant. Mein Sohn würde die Zeit, samt seiner Freundin, bei seinem Vater verbringen und ich war „lost“… Ich wusste weder, ob ich irgendwo hin wollte, noch wo ich hin wollte.
Ganz davon ab, waren die Preise in sämtlichen Destinationen jenseits von gut und böse. Gefühlt kosten 3 Tage Ostsee mittlerweile mehr als meine Monatsmiete und Corona Folgen hin oder her… da ist einfach Schluss mit lustig.
An einem dieser Abende auf dem Sofa lief im ZDF der Bozen Krimi. Die Handlung war eher uninteressant, aber die Bilder von Südtirol waren überwältigend schön. Ich erzählte in einer meiner Instastories davon…
Daraufhin erreichte mich die Nachricht einer Followerin, die mir kurz die Schönheit des Gardasees beschrieb und ob ich eventuell Interesse hätte ihre Ferienwohnung dort zu mieten. Sie schickte mir den Link und ich brauchte nur 3 Sekunden, um zu entscheiden „das mach ich“.
Mein Solotrip nach Italien… Teil 1
Diese Reise nach Italien hat zu vielen neuen Erkenntnissen geführt.
- Italien ist einfach traumhaft.
- Der Gardasee ist so riesig, dass ich dachte, ich bin am Mittelmeer.
- Plane deine Route besser.
- Wähle deine Unterkünfte sorgsamer, wenn du alleine reist.
- Nicht in die Dolomiten gucken und Gas geben (Leitplanken im Weg).
- Fahre nicht immer so gestresst los.
- Denke daran einen Puffer an Zeit für deine Rückkehr einzuplanen.
Ich bin nicht so der Typ „Reiseplaner“. Ich bin eher der Typ… „los gehts, mal gucken was kommt“. Das birgt natürlich Gefahren, aber ich würde auch weiterhin nichts daran ändern wollen.
Mindestens 2 Tage wollte ich auf meiner Reise zum Gardasee in den Südtiroler Bergen verbringen. In der Regel führt mein erster Weg dann immer zu booking.com, um nach Unterkünften zu gucken. Das vermittelt mir immer einen ganz guten Überblick, welche Regionen bezahlbar sind und wo ich eventuell ein nettes Hotel buchen kann.
Ich habe mich ein bisschen von der Attraktivität der Unterkünfte leiten lassen. Ich liebe kleine, individuelle Hotels und wenn ich schon den weiten Weg in die Dolomiten antrete, dann darf es auch bitte der Bergblick sein.
Was ich, mal wieder, nicht bedacht hatte… ist die Größe von Südtirol. Ich landete im Tauferer Ahrntal. Für die Reise zum Gardasee, wäre allerdings die Region um Bozen herum sehr viel sinnvoller…als Zwischenstation.
Was man ebenfalls bedenken muss… das Tauferer Ahrntal liegt im nördlichen Südtirol und dementsprechend sind die Temperaturen deutlich niedriger, als eben um Bozen herum. Für den Sommer ist das sicher angenehm… ich selbst hatte mich allerdings maximal auf Wärme und Sonne gefreut.
Von Bozen aus, wären es Richtung Gardone Riviera unter 2 Stunden Fahrzeit gewesen. Aus dem Tauferer Ahrntal waren es schlussendlich 3,5 Stunden. Das hatte ich bei der Buchung meines Hotels einfach nicht bedacht.
Die Fahrt von Bozen Richtung Gardasee empfand ich als traumhaft schön. Südtirol wirkte wie Jurassic Parc ohne Dinosaurier. Ich konnte mich nicht satt sehen an den Bergen um mich herum.
Irgendwann fuhr ich ab und kurze Zeit später tauchte der Gardasee vor mir auf und vermutlich habe ich im Auto selbst mit mir gesprochen vor lauter fröhlicher Verwunderung und totaler Begeisterung.
Gar nichts, wirklich gar nichts hatte ich zum Gardasee nachgelesen. Ich kannte nur die Ferienwohnung und den Blick von der Ferienwohnung auf den See. Der Rest war wie ein Überraschungsei.
Ich folgte also dem Navi und war wirklich dauerhaft überwältigt von der Schönheit sämtlicher Orte, die ich durchfuhr.
Die Vermieterin der Ferienwohnung hatte mir die Anfahrt genau beschrieben, trotzdem leitete mich Siri auf eine Fährverbindung (ich wusste bis dahin nicht mal, dass es eine Fähre gab). Ich checkte kurz Google Maps und vermutete, dass Siri mich aufgrund von Stau um den Gardasee „umleitete“.
Das war kurz ein bisschen aufregend, weil ich mich 0,0 auskannte und direkt mal übers Wasser schippern sollte. Ich kaufte also ein Ticket bei einem lustigen Italiener, bestellte einen Aperol und wartete auf die nächste Fähre.
Irgendjemand schrieb mir mal „Andrea, wenn du in Italien Auto fahren kannst, dann kannst du überall Auto fahren“. Ich glaube… das ist wirklich so. Ich fahre durch Spanien, Berlin, Amsterdam, auf die Seiser Alm… täglich im Leipziger Stadtverkehr. Alles kein Ding. Aber die kleinen Seitenstraßen in den alten, italienischen Dörfern… haben mich so richtig ins Schwitzen gebracht.
Wirklich so richtig.
Ich bin ausgestiegen und hab meine Strickjacke ausgezogen, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse meinen Bewegungsradius hinterm Lenkrad vergrößern.
Tatsächlich schaffte ich es unbeschadet bis zur Ferienwohnung. Die Lage der Wohnung, mit Blick auf den See, ist traumhaft. Eingebettet in Natur, unterhalb eines zauberhaften italienischen Restaurants. Genauso hatte ich mir das vorgestellt. Hier wollte ich zur Ruhe kommen.
Allerdings hatte ich das Thema Ruhe für mich, als Solo Traveller, unterschätzt bzw. falsch eingeschätzt. Ich war schon oft alleine unterwegs und hatte nie ein Problem damit, aber mich überfiel schon am ersten Abend, am Gardasee, eine Art „Reisedepression“. Das kannte ich von mir gar nicht.
Da es aber der erste Abend war, brachte ich das mit Müdigkeit in Verbindung. Die Wochen davor waren ultra anstrengend. Die Anreise nach Italien war ewig lang, dann der kleine Unfall mit der Leitplanke… ich dachte, ich müsse einfach schlafen und dann sieht die Welt schon besser aus.
Das war auch am nächsten Tag so. Ich wachte auf und war voller positivem Tatendrang und nutzte den Tag. Aber sobald ich wieder in der Ferienwohnung ankam, war die positive Grundstimmung weg.
An der Ferienwohnung selbst lag das keineswegs. Denn die ist super hübsch und perfekt für Familien, Paare oder auch Freunde.
Für mich alleine war es zu einsam.
Wenn ich am Abend mit einer Freundin auf der Terrasse gesessen, gequatscht und ein Glas Wein getrunken hätte… ich hätte nie darüber nachgedacht. Aber ich, für mich alleine, fühlte mich einfach nicht wohl und ich konnte erst gar nicht so richtig greifen, woran das lag.
Ich wollte am Abend nicht nochmal ins Auto steigen… das wäre aber nötig gewesen, um unter Menschen zu kommen. Für mich wäre also ein kleiner Ort in direkter Seelage mit einem Café oder einer kleinen Bar toll gewesen. Also irgendwo, wo ich „rausfalle“ und das Gefühl habe unter Menschen zu sein, wenn mir danach ist.
Das kleine Hotel im Tauferer Ahrntal lag auch super ruhig. Aber da konnte ich mich nach einem langen Wandertag im Lounge Bereich ausruhen und kam immer wieder ins Gespräch mit anderen Gästen oder dem Hotelpersonal. Ich war zwar auf der Suche nach Ruhe, aber eben nicht nach Einsamkeit.
Nach einem wunderbaren Tag, saß ich also am Abend in meiner Ferienwohnung und wusste nicht so richtig wohin mit mir. Tatsächlich fühlte ich mich einsam. Also ging ich einfach wieder früh schlafen, um dieses Gefühl zu bekämpfen.
Aber es wurde nicht besser.
Ich machte mich sehr früh auf den Weg nach Limone und während ich die Gardesana befuhr, liefen mir die Tränen. Ich glaube es war eine Mischung aus Überwältigung, nachlassendem Stress und vor allem… der Erkenntnis… das irgendwas nicht stimmte.
Sich über Wochen auf eine Reise zu freuen und sich dann einzugestehen, dass es irgendwie nicht so ist, wie du dir das vorgestellt hast… musste ich auch erstmal zulassen. Es fühlt sich an, wie scheitern.
Während ich die James Bond Strecke aus „ein Quantum Trost“ befuhr, ging ich tief in mich und versuchte herauszufinden, was mein Problem war.
Nachdem ich Limone wieder verlassen hatte (ich erzähle Euch in Teil 2 ein bisschen mehr davon), machte ich nochmal Halt in Gargnano. Ich ließ mich in irgendeinem kleinen Café am Ufer des Sees nieder. Ich lauschte den Gesprächen, las in meinem Buch, aß und trank etwas. Ich fühlte mich rund um wohl. Keine Spur von Reisedepression. Einfach alles passte.
Ich besuchte noch eine kleine Limonaia, kaufte im Supermarkt ein und fuhr zurück zur Ferienwohnung. Alle Autos der Nachbarn waren weg und wirklich gar niemand war mehr da. Es war noch einsamer, als die Abende zuvor.
Es war so ungefähr 17 Uhr und ich wusste, was ich zu tun hab. Ich buchte ein kleines Hotel in Verona, packte meine Sachen und fuhr los.
Teil 2 zu meiner Italien Reise folgt kommenden Sonntag. Da ich aber weiß, dass sich alle brennend für die Unterkünfte interessieren… lasse ich schon mal die Links hier. Im nächsten Teil, schreibe ich euch noch ein paar Worte und Gedanken zu den Unterkünften auf, damit ihr für euch besser einschätzen könnt, was zu wem passt.
Jede dieser Unterkünfte ist empfehlenswert.
- Südtirol Tauferer Ahrntal – Stoana
- Gardasee Gardone Riviera – Ferienwohnung
- Verona – Escalus Suites
- München – Ruby Rosi
Ich würde mich freuen, wenn wir uns nächsten Sonntag wieder lesen.
Liebe Andrea.
Sonst eine stille Leserin, heute mal mit Kommentar 😊.
Vielen, vielen Dank, für deinen ehrlichen Bericht. Es stimmt, es gibt einen großen Unterschied zwischen allein und einsam. Als Kind war ich sehr oft in Italien, jetzt, mit Ü50 träume ich immer öfter von einem Roadtrip zum Gardasee – alleine, ohne Mann, nur mit meiner Kamera. Jetzt weiß ich, dass ich es wirklich mal mache. Aber ich muss mich wohl mehr vorbereiten, du hast mich mit deinem realistischen Bericht wachgerüttelt. Ich freue mich schon auf deinen Bericht in der nächsten Woche!
Zum Abschluss nochmal ein fettes Danke für all deinen Content- sowohl Instagram als auch Blog!
Ganz liebe Grüße, Sabine
Ich habe so mit Dir gefühlt. Und diese Ruhe hätte ich mir so gewünscht für Dich. Ich kannte es damals mit meiner Tochter zu verreisen, und es lief irgendwie nicht so richtig und hat sich aus meiner Sicht wie ein Scheitern sich angefühlt, für sie allerdings nicht. Ich bewundere Dich, wie Du den Weg nach Italien mit dem Auto gemeistert hast und einfach Sachen beschließt und es machst. Danke für das Mitnehmen in deine Gefühlswelt.
Liebe Andrea, auch ich bin schon seit Jahren eine stille Leserin. Du hast mich schon oft mit Deiner Offenheit und Ehrlichkeit beeindruckt. Und hierfür wollte ich schon längst einmal meine Bewunderung und meinen Dank aussprechen. Warum ausgerechnet Dein Bericht über Deine Reise an den Gardasee mich nun dazu veranlasst, ich weiß es nicht. Jedenfalls hat es mich sehr berührt – auch Deine Berichte auf Instagram. Ich finde es toll, wie Du nicht nur die schönen und fröhlichen Momente, sondern auch die nachdenklichen und vielleicht auch mal traurigen und an sich selbst zweifelnden Momente ganz ehrlich mit uns teilst. So ist eben auch das Leben. Ohne Schatten kein Licht. Ich bewundere Deinen Tatendrang – in allen Lebenslagen, die Du mit uns teilst, Deine Offenheit und Warmherzigkeit, mit der Du Dinge angehst und die Lust am Leben und Lieben, die Du versprühst – so zumindest mein Eindruck. Ich kenne Dich ja nicht persönlich. Aber Du wirkst auf mich wie ein Mensch, den man sehr gerne persönlich kennen würde. Ich freue mich auf die nächste Koffergeschichte. Alles Liebe aus dem schönen Berlin ins schöne Leipzig. 😉