Bin ich wirklich schon seit einer Woche unterwegs?
Es kommt mir so vor, als wäre ich erst gestern losgefahren. Dabei habe ich mich vergangenen Dienstag spontan dazu entschieden, mich mit dem Auto auf den Weg nach Österreich zu machen.
Nun ist es bereits eine Woche später und wir sind zwischenzeitlich in Südtirol angekommen.
Südtirol stand ziemlich auf der Kippe. Das Wetter wollte nicht so richtig mitspielen und irgendwie überkam uns auch die Lust wieder nach Hause zu fahren und das Sommerwetter in Leipzig zu genießen. Denn dort sind wir mit dieser wunderbaren Seenlandschaft wirklich gesegnet an heißen Tagen.
Aber, wenn man einmal in Österreich ist, ist der Weg nach Südtirol nicht mehr weit. Das ist nichts, was man nur für 2 bis 3 Tage von Leipzig aus macht. Der Aufwand wäre zu groß. Die Strecke einfach zu lang.
Wir haben unseren Aufenthalt nach hinten raus aber verkürzt. Mein Sohn möchte den Rest der Ferien noch am See mit seinen Freunden verbringen und bei mir steht einfach viel an und ich möchte möglichst ohne Druck in diese Zeit kommen.
Es ist einfach schön, wie eingespielt wir sind und das wir genau wissen, was wir wollen oder eben auch nicht und uns dann auf einen gemeinsamen Weg einigen können.
Die gemeinsame Zeit hier genieße ich gerade unglaublich. Das ist einfach komplett anders, als daheim. Da gehen wir einfach unsere eigenen Wege und hier, im Urlaub, haben wir sehr viel Zeit auf einem Haufen miteinander und das macht richtig viel Spaß.
Ich kann nicht wirklich für meinen Sohn sprechen, aber ich glaube, wir mögen das beide sehr… ohne Abstriche. Manchmal ist es mir selbst ein bisschen unheimlich, wie gut das funktioniert.
Seit der letzten Koffergeschichte aus Tirol haben wir schon wieder eine ganze Menge erlebt.
Die ersten 3 gemeinsamen Tage fühlten sich schon so erfüllt an, dass wir problemlos hätten nach Hause fahren können. Bereits dieser kurze Zeitraum reichte aus um sich erholt zu fühlen und es ist einfach so unglaublich wichtig Zeit gemeinsam und bewusst zu erleben (ich werde nie müde das zu erwähnen). Und nichts anderes tun wir hier.
In Sölden haben wir das 007 Elements Museum besucht. Wir lieben James Bond und der letzte Teil „Spectre“ hat uns unglaublich begeistert. Das Museum basiert genau auf diesem Film, weil ein Teil des Films in Sölden gedreht wurde.
Ein wenig Bedenken begleiteten uns. Das Museumserlebnis ist gut bewertet, aber es ist ja immer so ne Sache mit diesen „Touridingen“. Da man aber mit der Gondel auf 3000 Meter hochfährt, war es uns das wert. Alleine für den Ausblick lohnt es sich.
Für uns war es perfekt! Von der ersten Sekunde an, waren wir begeistert. Und wir hatten das Museum tatsächlich für uns alleine. Was für ein Erlebnis.
In den Filmsequenzen wird gezeigt, wie die Gondel Nummer 7 für die Bergfahrt genutzt wird und natürlich wollten wir auf dem Weg nach unten unbedingt in Gondel 7 sitzen. Allerdings fuhren alle Gondel-Nummern durcheinander. Wie groß ist also bitte die Wahrscheinlichkeit, dass man wirklich exakt diese Gondel erwischt.
Jedenfalls kamen wir an der Station an und erst kam Gondel 4, dann kam Gondel 13, gefolgt von Gondel Nummer 7, die wir ganz für uns hatten und in der wir ein bisschen vor Freude quiekten (ok… vielleicht hab auch nur ich gequiekt).
Für den Abend hatten wir uns in Innsbruck ein Restaurant herausgesucht. Wir waren im Gasthof Lamm. Hervorragende Küche. Hervorragender Service. Mehr gibt es dazu fast nicht zu sagen.
Seit Jahren schon möchten wir den Swarovski Welten einen Besuch abstatten und da das Wetter für Sonntag wenig verheißungsvoll war, haben wir online Tickets gebucht. Den Vormittag haben wir für eine kleine Wanderung zur Drei-Seen-Hütte in Kühtai genutzt.
Da wir schon viel gewandert sind, lassen sich tatsächlich Vergleiche ziehen und Kühtai wäre dafür nicht unsere oberste Priorität. So schön es da oben auch ist, so touristisch ist es leider auch. Damit meine ich nicht zu viele Menschen (jedenfalls nicht im Sommer), denn das war keineswegs so.
Die Preise in der Drei-Seen-Hütte sind fast ein bisschen irre. Ich gucke einfach nicht in die Karte, wenn ich eine kleine Cola bestelle, aber 5,10 Euro sind ein Wort. Ich wüsste nicht, wo ich jemals so viel Geld für eine Cola bezahlt hätte. Der Service war so unfreundlich, dass es hier tatsächlich kurz erwähnt wird. Da half kein Lächeln oder aufrichtige Höflichkeit… wir schütteten die Cola runter und waren nach 10 Minuten wieder weg.
Das Dorfstadl Kühtai direkt im Dorf ist dagegen eine echte Wucht. Dort hat einfach alles gestimmt. Vom Essen bis zum Service… absolut top! Hier lohnt es sich sehr eine kulinarische Pause einzulegen.
Man muss sich in Kühtai einfach darüber im Klaren sein, dass man im Tal nichts vergessen darf. Der Weg nach oben ist lang und dann ist da lange nichts und es ist wirklich schade, dass dieser zauberhafte Ort ganz offensichtlich ein touristischer Hotspot werden soll. Aber vielleicht täusche ich mich auch…
Die Swarovski Kristallwelten sind ganz zauberhaft gemacht. Ich würde das aber eher für Familien mit Kindern empfehlen, weil es wie eine kleine Erlebniswelt aufgebaut ist. Das war schön anzusehen, hat uns jetzt aber nicht komplett vom Hocker gehauen. Ich meine das in keinem Fall negativ… es lohnt sich wirklich sehr… mit kleineren Kindern, denn da ist eine ganze Menge geboten.
In Kühtai hat mich am allermeisten begeistert, dass alle Tiere wirklich überall unterwegs waren. Wenn man morgens aufwachte, waren die Pferde mit einem Esel vor dem Balkon und ständig musste man Kühen, Pferden oder Schafen auf der Straße ausweichen. Das war so richtig schön. Ich hätte mir das stundenlang angucken können.
Südtirol.
2016 war ich das letzte Mal in Südtirol.
Wir waren sonst fast jedes Jahr hier. Aber nach der Trennung und ohne Führerschein ist es einfach ein riesen Aufwand. Jedenfalls empfinde ich das so. Und auch, wenn ich das jahrelang so gelebt habe… in den Bergen ist es ohne Auto manchmal ziemlich anstrengend und unflexibel. Das kommt natürlich auf den Ort an, aber wir haben schon oft stundenlang auf irgendeinen Bus gewartet oder auf das einzige Taxi, was es dann weit und breit gibt.
Deswegen sind wir nie nach Südtirol gereist und haben es sehr vermisst.
Nun ist alles anders. Ich kann fahren und wir haben es tatsächlich auf die Seiser Alm geschafft.
Ohne Frage… ich war aufgeregt. Und ich gehöre einfach nicht zu den Typen, die vorher das Internet leer lesen. Ich bin eher der Typ „losfahren“ und dann mal gucken, was kommt. Bedeutet auch, dass ich an der Mautstelle erstmal rückwärts fahren musste, weil ich nicht gerafft habe, dass da niemand sitzt, sondern das Ticket aus einem Automaten kommt.
Die Ab- und Auffahrten in Südtirol verwirren mich hin und wieder noch ein wenig. Und die Kurven hoch zur Seiser Alm haben es wirklich in sich.
Der Verkehr in Bozen ist auch nicht ohne und ein paar Kleinigkeiten sind einfach anders, als in Deutschland. Aber zum Glück wird man ja angehupt. Denn spätestens dann, weiß man, dass man offensichtlich was falsch macht.
Es ist in jeder Hinsicht ein Abenteuer, was einen nur weiterbringen kann und wir haben eine Menge Spaß dabei.
Alleine die Einfahrt zu unserem Bauernhof ist ein kleines Erlebnis. In den Bergen ist eben alles ein bisschen anders und das macht es so einzigartig.
Wir sind also angekommen.
In Südtirol.
Obwohl wir eigentlich gar nicht mehr fahren wollten.
Und dann saßen wir gestern mitten in Bozen unter Schirmen im Sommerregen, aßen das wohl leckerste Bruschetta aller Zeiten und sind singend den Berg wieder hochgefahren.
19 Uhr war ich im Bett.
9 Stunden erholsamer Tiefschlaf liegen hinter mir.
Anstatt angesagtem Dauerregen, lichtet sich die Wolkendecke und ich bin mir sicher… das hier wird ein wunderbarer Wandertag.
Mehr zu Südtirol lest ihr im nächsten Teil meiner Koffergeschichte.