#Koffergeschichten #1 aus Kapstadt… 6 Wochen Südafrika… wir sind da!

#Koffergeschichten #1 aus Kapstadt... 6 Wochen Südafrika... wir sind da!

Wir sind da. Ganz wirklich und so richtig. Ich bin aufgewacht. Mitten in Kapstadt.

Wir wohnen in einem Airbnb mitten in Seapoint. Eine klitzekleine Seitenstraße. Selbst der Taxifahrer hatte Probleme sie zu finden.

Bis zum Meer sind es gute 150 Meter. Ich liege noch im Bett, lausche dem Atlantik, den Möwen und dem Sturm, der sich gestern Abend plötzlich über das Kap legte. Mich haben schon viele Stürme begleitet, aber das hier ist anders und stärker, als alles, was ich bisher kannte und trotzdem fühlt es sich großartig an. Die Natur trägt nach außen, was in mir los ist. Trotzdem bin ich ganz froh das es erst losging, nachdem wir sicher gelandet waren.

36 Stunden Anreise liegen hinter uns. Hinterher frage ich mich immer, wie man das eigentlich geschafft hat. Aus Kostengründen haben wir uns gegen einen Direktflug entschieden und haben eine Abbiegung über Dubai genommen, was gute 10 Stunden mehr im Flieger bedeutet, aber das war es wert. Bei kürzeren Aufenthalten würde ich mich anders entscheiden… für diese Reise ist es jedoch vollkommen richtig so.

Wie groß der Druck von einfach allem war… wird mir jetzt erst bewusst. Während ich hier in meiner weißen Bettwäsche hocke, der 2. Kaffee neben mir steht und ich diese Buchstaben in meinen Laptop tippe. Links neben mir habe ich das Fenster geöffnet. Es ist so ein ganz altes Fenster mit schwarzen Sprossen, was man hochschieben muss. Kennt man eigentlich aus New York. Ich liebe es. Ich denke, ich nehme es mit nach Hause und baue dieses Fenster in mein eigenes Schlafzimmer ein. Das Holz knarzt, alles scheppert ein bisschen… großartig.

Wir sind mit dem Auto zum Flughafen gefahren, nachdem alle gut organisierten Pläne 24 Stunden vor Abreise über den Haufen geworfen werden mussten. Damit habe ich aber auch einen Monat Fahrerfahrung gesammelt. Und die letzten 400 km mit dem Mietwagen waren nochmal eine kleine Feuertaufe für mich. Der Verkehr rund um den Frankfurter Flughafen hat mich schon als Beifahrer oft eingeschüchtert… nun steckte ich selbst mitten drin und es hat hervorragend geklappt. Vor lauter Aufregung habe ich vergessen den Mietwagen vor Abgabe zu betanken… davon kann ich nur abraten. Die Kosten, die dann aufgeschlagen werden sind – offen gesagt – absurd und fast schon unverschämt.


#Koffergeschichten #1 aus Kapstadt... 6 Wochen Südafrika... wir sind da!


Check In, Passkontrolle und was sonst noch so passiert… verlief so problemlos, dass wir bis zur Landung in Kapstadt eigentlich immer auf irgendein Problem warteten. Die letzten Reiseerfahrungen stecken uns da einfach noch ein bisschen in den Knochen.

Bei der Passkontrolle in Kapstadt konnte man förmlich unser Herz auf den Boden knallen hören, als die Dame am Schalter in beide Pässe den Stempel drückte. Nach 5 Minuten hatten wir unsere Koffer und weitere 5 Minuten später saßen wir im Taxi. Das ging alles so schnell, dass nicht mal annähernd die Möglichkeit bestand „anzukommen“… überhaupt wahrzunehmen, dass wir gerade auf südafrikanischem Boden stehen.

Kennt ihr das, wenn ihr euch über Monate auf etwas freut und irgendwie passt diese Vorfreude dann nicht mit der Realität zusammen? Einfach, weil man, wie blockiert ist? Im Taxi nach Seapoint versuchte ich meine Gefühle zu ergründen, mir irgendeine Freude einzureden, aber es wollte nicht so richtig klappen. Auf einmal waren da Zweifel und auch ein bisschen Angst.

Wir bezogen unser kleines Haus in dieser Seitenstraße, mitten in Seapoint, packten Koffer die Koffer aus, machten uns etwas frisch und wollten zum Supermarkt laufen.

Vor dem Haus gibt es ein kleine Terrasse. Alles ist abgesichert. Es gibt eine Alarmanlage und einen Sicherheitsservice. Die Tür zur Terrasse macht ein bisschen Probleme… das Salzwasser… der Wind… die Luft. Wir rüttelten ein bisschen zu viel und prompt ging der lautstarke Alarm los und wir bekamen ihn nicht mehr aus. Keine 3 Minuten später stand ein schwer bewaffneter Mann des Security Service vor der Tür… ziemlich beeindruckend. Das ging dann gestern 3 mal so. Man kennt uns jetzt im Viertel…


Kleine Anekdote am Rande: Für die Mülltonnen gibt es einen Code und vor lauter Nervosität wegen des lauten Alarms habe ich immer den Mülltonnen-Code in die Alarmanlage eingetippt… aus irgendwelchen Gründen hat hier mein Gedächtnis völlig versagt. Mein großartiger Teenager Sohn machte mich hinterher darauf aufmerksam, sagte aber keinen Ton, während seine Mutter völlig aufgelöst zwischen Tür und Alarmanlage hin und her lief…. (Kinder sind einfach von unschätzbarem Wert)…


Beim Supermarkt kamen wir zu spät an. Er schloss vor unserer Nase. Mit knurrendem Magen kauften wir Popcorn und Wasser an der Tanke und wurden dabei vom aufziehenden Sturm fast von der Straße geweht. Nach 36 Stunden Anreise war uns einfach nicht mehr danach uns irgendwo in ein Restaurant zu setzen… vermutlich wären wir mit dem Kopf ins Essen gefallen. Also bestellten wir bei Uber Eats… Für alle, die das nicht kennen… im Ausland liefert Uber auch Essen. Ein super Service, den wir sehr lieben.

Allerdings aktualisierte die App nicht unsere neue Adresse und schickte den Fahrer zu unserer Ferienwohnung aus dem vergangenen Jahr in Greenpoint. Irgendwann lagen meine Nerven einfach blank. Ich chattete mit Uber, rief das Restaurant an und schrieb über die App mit dem Fahrer. Keiner fühlte sich so richtig zuständig und wir wussten nicht, ob wir jemals Essen, geschweige denn unser Geld wiedersehen würden. Erschwerend kommt hinzu, dass ich in der englischen Sprache keineswegs perfekt bin und am ersten Tag hakt es dann immer noch ziemlich und wenn man dann verärgert, nervös UND hungrig ist… fehlen einfach sämtliche Vokabeln im Kopf. Ich möchte gar nicht wissen, was ich mir da am Telefon zusammengestammelt habe.

Aber… Ende gut, alles gut. Während wir überlegten einfach den Fahrservice von McDonalds zu bestellen… klingelte es und der Uber Fahrer stand mit seinem Roller vor der Tür und brachte unser Sushi und das war so viel… dass wir noch die ganze Woche davon essen können. Alternativ freuen wir uns auch über Besuch und teilen gern mit euch… Wein steht auch kalt.


#Koffergeschichten #1 aus Kapstadt... 6 Wochen Südafrika... wir sind da!


Als ich dann gestern Abend endlich in meinem Bett lag, überfielen mich endlose Zweifel, Unsicherheit und Ängste. Es wollte sich einfach kein „angekommen-Gefühl“ einstellen. Ich dachte – ernsthaft – kurz darüber nach wieder nach Hause zu fliegen. Vielleicht war das alles nur Einbildung im vergangenen Jahr? Vielleicht bin ich einfach zu naiv? Warum machen wir das überhaupt?

Kurz bevor die Augen zufielen, dachte ich… Andrea, schlaf erstmal… morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus.

Und das tut sie.

Es ist da. Dieses Gefühl von „ankommen“. Ganz langsam breitet sich dieses Gefühl von Freude in mir aus. Die Last der letzten Woche verflüchtigt sich. Ist es nicht erstaunlich, wie sehr man all das, was einem gut tut mit negativen Gedanken, Emotionen, Stress und Sorgen überlagern kann? Ich war regelrecht überschüttet… so sehr, dass nicht mal die Ankunft in Südafrika etwas daran ändern konnte.

Die Zeit, hier in Kapstadt, ist kein Urlaub. Es ist eine Reise. Wir leben hier. Ich arbeite und stelle mich für die Zukunft neu auf. Wir gehen zur Schule. Und lernen diesen Ort besser kennen, der uns im vergangenen Jahr so viel gegeben hat und sind gespannt, ob das was mit uns macht… uns irgendwie beeinflusst… ich weiß es nicht…

Bis auf die Sprachschule gibt es keinerlei Pläne. Wir wollten erstmal ankommen und dann entscheiden.

Heute ist Sonntag. Luca wird lange schlafen. Der Himmel ist wolkenbehangen, zwischendurch zeigt sich die Sonne und blau schimmert durch, noch immer tobt der Sturm. Die Geräuschkulisse löst ein warmes Gefühl in mir aus. Ich werde noch ein bisschen hier im Bett bleiben und zuhören. Vielleicht mache ich mir noch einen 3. Kaffee.

Und dann?

Werde ich duschen. Mich in Birkenstocks, Shorts und T-Shirt schmeißen, im Supermarkt ein bisschen einkaufen (hier gibt es direkt um die Ecke einen ganz fantastischen Bio Supermarkt)… aber vorher… vorher gehe ich die 150 Meter bis ganz runter und werde mir die Wellen auf dem Atlantik anschauen und noch ein Stück mehr ankommen und diesen Moment inhalieren…

Bis zur nächsten Koffergeschichte aus Kapstadt…


Eure Andrea

9 Kommentare

  1. Renate
    19. Januar 2020 / 10:23

    Liebe Andrea,
    danke dass du uns wieder „mitnimmt“. Es werden sicher tolle, ganz neue Erfahrungen, wenn man länger an einem fremden Ort ist. Und ich glaube, dass ihr innerhalb weniger Tage richtig ankommt!
    LG Renate

  2. Astrid
    19. Januar 2020 / 10:28

    Liebe Andrea, wie schön Ihr seid gut angekommen!
    Mein Herz ist gehüpft, als ich heute morgen sah, dass Du einen ersten Reisebericht geschickt hast. Ich habe mir auch eine Kaffee gemacht und alle Worte in mir aufgesogen, du schreibst immer so schön authentisch und man hat das Gefühl live dabei zu sein 🙂
    Ich kann es gar nicht erwarten alles von Euren Erfahrungen zu hören. Ich kann deine Stimmungen gut nachempfinden, wir gehen ja im Oktober mit den Kindern für 3 Monate nach Kapstadt (wir waren noch nie dort), sie werden auch zur Schule gehen und gestern habe ich unsere Airbnb Wohnung gebucht, danach war mir so übel und mich überkamen die ganzen Zweifel , ob das alles so die richtige Entscheidung ist und jeden morgen, wenn ich unsere zwei Katzen füttere und denke „oh, was mach ich nur mit euch in der Zeit“, vielleicht sollten wir das alles doch nicht machen, und dann Freunde uns verständnislos angucken und überhaupt nicht verstehen können warum wir sowas machen, dann lese ich deine Berichte und denke : genau deswegen und fühle mich bestärkt. Danke ! Ich freue mich auf diese Intensive Zeit in dieser wohl so besonderen Stadt und die Zeit mit den Kindern, das bekommt man zuhause nicht mehr so hin und dann werden sie so schnell groß und ihrer Wege gehen (meine Tochter ist auch 15), und diese Zeit kann einem später niemand mehr nehmen und man kann sie auch nicht für alles Geld der Welt kaufen, von daher – ich freue mich ,auch mit allen mulmigen Gefühlen!
    Ich ich kann es kaum erwarten mehr von Euch zu hören. Kommt weiter gut an und genießt jeden Augenblick
    Liebe Grüße
    Astrid

  3. ivana
    19. Januar 2020 / 10:36

    Viel Spass, viel Freude am Leben, viele Erfahrungen Dir, Andrea und Deinem Sohn! Ich freue mich auf neue Dokus…Ivana

  4. Sandra
    19. Januar 2020 / 10:43

    Wie toll! Ich find es einfach so großartig, dass du euch das ermöglichen konntest und bin so gespannt, was die Reise mit euch macht. Kann es kaum erwarten und hab mich vor lauter Aufregung heut morgen erst mal am Kaffee verschluckt 😉

    Liebe Grüße!

  5. Claudia
    19. Januar 2020 / 10:56

    „Mama, liest du was Trauriges oder warum glänzen deine Augen so komisch?“ … Was für eine unglaubliche Frau du bist – Hut ab! Da wird einem echt warm ums Herz, Danke dass wir daran teilnehmen dürfen. Eine wunderschöne Zeit wünsche ich euch!

  6. Brigitte Langendorf
    19. Januar 2020 / 10:59

    Wie schön zu hören, dass ihr gut angekommen seid. Ich freue mich auf die folgenden Berichte . Liebe Grüße

  7. 19. Januar 2020 / 11:20

    So toll geschrieben! Ich brauch meistens mehrere Tage immer um richtig anzukommen. Bin schon mega gespannt, was ihr so schönes zu berichten habt! Und das Apartment: ein Traum, würde mich sogar dazu bringen, morgens früher aufzuwachen. Viel Spaß am Meer!

  8. 20. Januar 2020 / 7:15

    oha, was für ein Gefühlschaos!
    Ich konnte quasi mitfühlen!
    Ich bin schon gespannt was Du uns noch für Koffergeschichten von Eurer Reise berichten wirst!
    Habt einen wunderbaren Start….

    Viele liebe Grüße
    Steffi

  9. Wolfgang
    21. Februar 2020 / 12:49

    Toller Bericht, bin seit 4 Tagen nach einem 5 wöchigem Trip, in dem ich fast alle Sachen auch und etliches mehr gesehen habe wieder zurück. Bin hier noch nicht ganz angekommen, es geht mir jedesmal so (war mein vierter Besuch bei Freunden) kann die Aussagen nur untermauern und habe beim lesen schon wieder Fernweh bekommen. vielen Dank für einen tollen Bericht mit Tiefgang.

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