Breezy Summer Thoughts 2021 #1

Breezy Summer Thoughts 2021 #1


05:30 Uhr.

Ich bin wach.

Noch ist es dunkel.

Versuche mich an meine Träume zu erinnern.

Es kamen Katzen und Koalabären darin vor (warum zur Hölle eigentlich Koalabären?). Ob das was zu bedeuten hat? Vermutlich habe ich im Schlaf nach meinem Smartphone gegriffen um Fotos zu machen, kann aber keinen Koalabären in meiner Bildergalerie entdecken. Muss also ein Traum gewesen sein.

Ich öffne die Tür zur Terrasse. Die morgendliche Dämmerung hat eingesetzt. Mediterraner Duft und das Licht des Mittelmeeres hüllen mich ein, auch wenn ich es von hier nicht sehen kann. Ich überlege kurz, was ich mit den frühen Morgenstunden anfange. 

Setze ich mich ins Auto, fahre zum Strand, atme die Wellen ein und sehe mir den Sonnenaufgang an? Vielleicht ein bisschen die Drohne fliegen lassen und epische Bilder mit nach Hause nehmen? 

Stattdessen entscheide ich mich für einen unspektakulären Start in den Tag. Ich räume hier und da die Unordnung der Teenager ein bisschen weg, hänge die Wäsche auf, die wir in der Nacht noch angestellt haben, mache einen Topf mit Wasser heiß für meinen Krümelkaffee.


Breezy Summer Thoughts 2021 #1


Die Geräusche hier fühlen sich anders an, als in Deutschland. Vielleicht entspannter? Täglich setzt ein bisschen mehr Erholung ein. Mein Puls ist zur Ruhe gekommen und mir fallen wieder Worte ein, die ich schreiben kann. 

Nachts spüre ich die Federn der Matratze in meinem Rücken. Es gibt keinen Wasserkocher. Keine Spülmaschine. Es ist schön. Es ist sehr einfach. Einfach schön vielleicht?

Ein bisschen scrolle ich auf dem Handy rum. Was ist los auf der Welt? Den Nachrichten gilt mein Interesse. Aber ich schalte sie schnell wieder ab. Es ist mir zu viel Beschallung von einfach allem. Klickt man sich durch Focus, Spiegel, Tagesschau und wie sie alle heißen… müsste man die Decke über den Kopf ziehen und am besten nie wieder aufstehen. Ich möchte nicht und niemals den Blick für die Realität verlieren… nur eben auch niemals für die Dinge, die das Leben so lebenswert und auch liebenswert machen. 

Ich versuche mich an dem Kontrast zu diesem medialen Wahnsinn entlang zu hangeln und auch ein bisschen festzuhalten. Das klappt ganz gut, wenn man hier am Abend durch die Straßen spaziert. Abends, wenn die Spanierinnen ihre Stühle auf die Straße stellen und sich leidenschaftlich unterhalten. Ganz oft klingt es so, als würden sie sich beschimpfen… ich schmunzele in mich hinein und nehme mir erneut vor endlich spanisch zu lernen. Wie jedes Jahr, seit 20 Jahren. 

Der Wunsch danach auszusteigen, brennt in mir. Die Schnelllebigkeit anzuhalten. Es ist gar nicht so einfach der eigenen Schnelllebigkeit zu entkommen. Mit jedem Tag, den ich hier bin, gelingt es mir jedoch besser. 

Was hat dieses neue Leben mit mir vor? Dieses Leben ohne Partner und auch ohne den Wunsch danach. Dieses Leben, in dem Kinder zu Erwachsenen werden und man ein bisschen zurückbleibt mit der Frage nach der eigenen Aufgabe… dem „wofür bin ich eigentlich hier“.

Ich könnte auch fragen „was habe ich mit dem Leben vor?“. Aber das ist genau der Punkt… ich weiß es einfach nicht. Also vertraue ich… ein ganz klein wenig… auf das, was das Leben mit mir vor hat und was ich heute noch nicht… sichtbar… beeinflussen kann. Denn letztlich ist jeder noch seine kleine Schritt, den man geht… irgendwie richtungsweisend.

Manchmal versetzt mich das regelrecht in Panik. Und manchmal eben auch nicht. Dann bin ich aufgeregt, weil die nächsten Seiten meines Lebens noch völlig unbeschrieben sind. Leere Seiten, die meine ganz eigene Handschrift tragen.

Die Ziegel des Daches klappern. Fernando, die Katze, sitzt oben und schaut mich an. Wir wissen gar nicht, ob die Katze Fernando heißt… aber wir mögen die Vorstellung. Manchmal summen wir ein bisschen den Song von Abba dazu.


Breezy Summer Thoughts 2021 #1


Ich stelle den kleinen, silbernen Topf auf den Herd und koche Wasser für meinen 2. Krümelkaffee und vielleicht schreibe ich morgen noch ein paar Gedanken auf. Vielleicht fahre ich aber auch dem Sonnenaufgang am Strand entgegen. Vielleicht finde ich auch ein paar Antworten auf die Fragen, die ich mir seit langem immer wieder stelle…


1 Kommentar

  1. Lisa
    6. August 2021 / 8:17

    Hach…. ist das schöööön …. 🙂

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