Bali zum ersten Mal… ja, nein, vielleicht…

#glücklichmacher #19 – schau dir den Himmel an...

Knapp 24 Stunden Rückreise liegen hinter uns und ich liege mit einer fetten Erkältung im Bett. Nicht mal Harvey Specter konnte mich gestern noch wach halten. Ich habe die Koffer ausgepackt. Es gab eine erfrischende Dusche (eine Dusche nach 24 Stunden Flugzeugdreck ist einfach nur ein Segen) und dann fiel ich in einen tiefen, tiefen Schlaf.

Und nun haben wir Sonntag. 11 Tage Bali liegen hinter uns und ich habe zum ersten Mal wieder eine Tastatur unter meinen Händen. Ein schönes Gefühl.

Bali zum ersten Mal…


Es war nicht nur Bali zum ersten Mal, sondern Indonesien zum ersten Mal. Weder Indonesien, noch der asiatische Raum sind auf unserer Top 10 der Wunschreiseziele zu finden. Aber jeder, der da war, schwärmt davon… zumindest die Menschen, auf die wir so treffen.

Meine Vorstellungen von Bali waren nicht gänzlich falsch, sie waren aber auch nicht komplett richtig. Mir ist auf Bali zum ersten Mal so richtig bewusst geworden, welchen Einfluss Social Media hat… positiv, als auch negativ.

Und das kann man ganz sicher nicht nur auf den Schultern von Influencern abladen. Denn Tourismus ist ein Geschäft und die Branche macht sich das natürlich zunutze und daran ist ja prinzipiell auch erstmal rein gar nichts verwerflich.

Vereinfacht gesagt… Bali lebt vom Tourismus. Das wir diese Insel besuchen ist für die Einheimischen faktisch lebensnotwendig oder anders formuliert… es verbessert den Lebensstandard und wir sprechen hier nicht vom Leben in Luxus. Bali exportiert nicht. Nicht mal den Reis, der dort angebaut wird. Tourismus ist das, was die Wirtschaft dort in Schwung hält und wir alle wissen, was passiert, wenn irgendwo, irgendjemand ein lukratives Geschäft riecht…



Was dann passiert, haben wir in den letzten Jahren auf Mallorca wahrnehmen können. Als klar wurde, was dieser Massentourismus für die Insel bedeutet und wieviel Schaden sie dadurch nimmt, entschied man sich – teilweise – zum Rückzug und verhängte diverse Sanktionen.

Und es ist tatsächlich so, dass es unzählige Menschen gibt, die Bali nur bereisen für diverse Fotos an diversen Instagram Hotspots. Auch dagegen ist – im Grunde nichts – einzuwenden. Es ist letztendlich einfach nur schade.


Bali zum ersten Mal


Bali ist nicht die Karibik!


Wer denkt, er landet auf einer hübschen kleinen Insel mit karibischen Flair ist… auf dem falschen Dampfer unterwegs. Jetzt verstehe ich jedenfalls warum Indonesien oder auch die Gegend rund um Bali und Lombok ein Backpacker Paradies ist.


Aus meiner Sicht ist Bali komplett ungeeignet für einen Aufenthalt an nur einem Ort. Ich habe die Größe der Insel vollkommen unterschätzt. Noch mehr unterschätzt habe ich den Verkehr. Wer schon mal zur Rush-Hour in Manhattan unterwegs war, bekommt jetzt eine ungefähre Vorstellung – nur mit dem Unterschied, dass es auf Bali quasi den ganzen Tag so abläuft und die Balinesen ertragen das mit einer Engelsgeduld und meist einem Lächeln auf dem Gesicht. Zeit ist eben relativ.


Letztendlich war das aber nicht wirklich schlimm, denn wir haben die Zeit genutzt um mit Gusti, unserem Fahrer und Guide, ausgiebig zu quatschen. Einfach über wirklich alles. Die Kultur, die Politik, die Unterschiede zu Deutschland und auch seine Sichtweise auf den Tourismus.

Nach dem Terroranschlag 2005 brach der Tourismus für die Insel für gut 6 Monate ein. Laut Gusti war das schlimm für die Einwohner. Viele mussten wieder zurück aufs Feld und lebten wieder in gänzlicher Armut. Tourismus ist und bleibt die Haupteinnahmequelle und das treibt mitunter merkwürdige Blüten.

Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal


Wichtig wäre es, aus meiner Sicht, eine Art „und hier ist Feierabend“ zu sagen… Tourismus zu begrenzen. Richtig bewusst wurde mir das auf den Gili Inseln. Es kann sich vermutlich niemand vorstellen, wieviele Boote dort täglich an und ablegen zwischen Bali, Gili und Lombok. Das muss man gesehen haben (oder auch vielleicht besser auch nicht).

Wenn ein Konzert ausverkauft ist, ist es ausverkauft. Wenn man feststellt, dass Tourismus kaum noch zu bewältigen ist, muss man ebenfalls Grenzen ziehen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Es geht um Geld, ums Geschäft und letztendlich auch ums Überleben eines jeden Einzelnen. Ich wage es nicht darüber zu urteilen, denn ich (wir alle) machen täglich nichts anderes. Es sind nur meine Gedanken dazu.


Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal


Der Moment, als ich Bali endlich fühlen konnte…


Die Reise nach Bali ist anstrengend. Knapp 18 Stunden Flug in der Economy Klasse sind einfach nicht wirklich ein Spaß. Wir haben also erstmal 2 „Hangover“ Tage eingeplant. Am Pool rumliegen. Die Sonne genießen. Lesen. Solche Dinge eben.

Am 3. Tag überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Hatte ich mich falsch entschieden? Waren meine Vorstellungen von Bali so daneben? Bin ich wirklich so dermaßen realitätsfern?

Das änderte sich, als wir zu unserer ersten Tour mit Gusti aufbrachen. Er wusste genau, was zu tun ist und wohin man fahren muss um „Massentourismus“ aus dem Weg gehen und die Faszination Bali erleben zu können. Er hat uns seine Insel gezeigt und damit absolute Begeisterung ausgelöst bei uns.


Ich stand irgendwo am Straßenrand, blickte auf all die Palmen über Reisfelder hinweg und konnte es endlich fühlen… Bali.


Ich war restlos erleichtert. Und Luca auch.



Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal


Wir haben unglaublich viel gelernt und wir haben unglaublich viel gelacht über die Unterschiede unserer Kulturen.

Und das ist es auch, was ich als so wichtig empfinde auf diesen Reisen. Man kann natürlich ganz viel lesen, aber es ersetzt niemals die eigene Erfahrung und das eigene Gefühl vor Ort… oder eben auch den echten Kontakt. Kein Reiseführer dieser Welt hätte mir das auch nur annähernd beschreiben können.


Mit jedem kleinen Schritt, den ich selber gehe, wird mir bewusst, wie wichtig es ist behutsam mit Informationen und Medien umzugehen. Bewusster Konsum ist auch hier unerlässlich. Eigene Meinungen sind von großer Bedeutung. Nur, weil jemand dies, das oder jenes sagt… muss das noch lange nicht den eigenen Gedankengang dazu ersetzen. Nur passiert das leider viel zu oft… auch mir natürlich.


Ich glaube, ich konnte aus dieser Reise ganz viel mitnehmen. Die Zeit war so intensiv, dass es wirklich ausreicht um Euch mit ganz vielen, nützlichen Tipps zu versorgen und damit meine ich nicht den x-ten Beitrag zu den 10 schönsten Hotspots auf Bali.


Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal



Bali nochmal?

Ich denke schon. Auch, wenn ich im Moment froh bin wieder Zuhause zu sein. Aber das ging mir nach unserem ersten Mal New York auch so und auch bei unserem ersten Mal auf Sylt. Es gibt Reiseerfahrungen, die brauchen einen Moment der gedanklichen Ruhe und Sortierung. Innerhalb kürzester Zeit landet man auf einem anderen Kontinent, wo das Leben komplett anders tickt… manchmal kommt man da emotional nicht so schnell hinterher. Lediglich in Südafrika war das anders… hier wollte ich zum ersten Mal… nicht gehen (im Übrigen ging das Luca genauso).

Aber! Ich würde Bali dann anders bereisen. Vermutlich auch ohne Koffer und nur mit Rucksack.



Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal


Letztendlich habe ich mich einer persönlichen Herausforderung gestellt. Ich habe einen Kontinent bereist, der nicht wirklich auf meiner Wunschliste stand und ich habe es erneut… alleine mit meinem Sohn getan. Und das ist zwischen all den Familien und Backpackern definitiv immer noch exotisch. Ich habe keine Frau alleine mit ihren Kindern reisen sehen und zwischen all den Backpackern habe ich den Altersrahmen definitiv gesprengt.


Bali zum ersten Mal

Bali zum ersten Mal



Dazu fällt mir noch folgendes ein…


Vor ein paar Wochen habe ich – voller Freude – in den Instagram Stories ein Kleid gezeigt, was ich mir gekauft habe und in das ich sehr verliebt bin.

Es ist ein völlig normales Kleid in normaler Länge. Nicht zur kurz, nicht zu lang. Irgendwo dazwischen.

Eine Followerin schrieb mir, dass es in unserem Alter vorteilhafter wäre Kleider zu tragen, die komplett bis über die Knie gehen.

Dieser Satz hat mich lange nicht losgelassen. Es war keineswegs ein persönlicher Angriff… nur eben ihr Gedanke dazu. Den ich allerdings nicht teilen kann und will. Denn ausgehend davon, könnte ich mich einschließen und auf mein Ende warten.


Meine Zeit diese Dinge zu tun… ist jetzt.


Ich wünsche einen wunderbaren Sonntag. Die Tipps für Reisen nach Bali folgen in Kürze… heute war es einfach mal wichtig diese Gedanken endlich wieder ausspeichern zu können.


Eure Andrea

14 Kommentare

  1. Gabriele Steuernagel
    21. Juli 2019 / 8:49

    Das eigene Bett ist unbezahlbar und man weiß es nach einer Reise wieder mehr zu schätzen . Ich bewundere dich und deine Ideen schon sehr lange . Du liebe Andrea bist die Einzige Bloggerin an der ich hängengeblieben bin . Von Herz zu Herz , mit Höhen und Tiefen. Einfach ECHT ❤️ Bleib wie du bist und trage kurze Kleider , mache ich auch . Und ich bin ein bisschen älter als du .
    Nun schlaft euch aus und genießt wieder den Alltag , einfach das ganz normale Abenteuer.
    Liebe Grüße Gabi

    • Andrea
      Autor
      21. Juli 2019 / 15:35

      Liebe Gabriele, oh wie sehr mich das freut. Vielen lieben Dank. Und das eigene Bett ist so was von unbezahlbar. Viele liebe Grüße von der Krankenstation… Andrea

  2. Claudia
    21. Juli 2019 / 9:47

    Liebe Andrea, Respekt … Ich bin 45 und war im Winter 6 Wochen auf Bali. Ich war auf der Nusa Lemvogan, ansonsten nur in Canggu und Ubud, weil ich viel arbeiten musste.
    Ich habe den Altersschnitt der digitalen Nomaden auf jeden Fall auch mächtig gesprengt ?

    Bali hat es mir schwer gemacht, aber ich habe mich trotzdem verliebt .
    Aber nur ist auch klar geworden, dass es nicht 5 vor 12 ist, sondern 5 nach.
    Bali zerstört sich selbst und wir alle so d ein Teil des Problems. Das ist eine Misere, die mich massiv beschäftigt. Ich möchte mich gerne engagieren und versuche mich einzulesen. Bevor die Guesthouse Hosts und Tour Guides nicht verstehen, dass sie ihre eigene zukünftige Lebensgrundlage zerstören, wird sich nichts ändern.
    Aber das ist aus so einer privilegierten Sicht auch leicht zu sagen. Sehr leicht …

    Ach, es gibt so viel dazu zu sagen … Aber jetzt komme erst mal an und schwelge in deinen Urlaubserinnerungen ? Und sei stolz auf dich – was du geschafft hast und dass du so reflektiert bist ??

    Alles Liebe, Claudia
    P.S. Deinem Regal geht es gut bei mir. ?

    • Andrea
      Autor
      21. Juli 2019 / 15:35

      Liebe Claudia, oh wie schön von Dir zu hören. Ja Canggu und Ubud sind ja für Bali einfach schöne Klassiker und schön das Du ähnliche Erfahrungen bezüglich des Altersdurchschnitts gemacht hast…

      Und ich kann absolut nachvollziehen, was Du meinst. Noch schwieriger finde ich… wo fängt man denn eigentlich an? Ich war vor 2 Wochen mal wieder in Berlin und war tierisch genervt von der Masse an Touristen. Heißt also, wir können fast schon der eigenen Türe kehren.

      Viele liebe Grüße, Andrea

  3. 21. Juli 2019 / 9:52

    Danke für den Reisebericht. Schön wird es immer, wenn man sich darauf einlassen kann.
    Und ich hab jetzt durch Instagram gerollt und kein unvorteilhaftes Kleid gefunden. Hm.
    Schönen Sonntag wünsche ich euch!
    Ilka

    • Andrea
      Autor
      21. Juli 2019 / 15:32

      Hallo und lieben Dank… das Kleid kam nur in der Instastory vor… LG Andrea

  4. Anja
    21. Juli 2019 / 9:56

    Ich war vor 25 Jahren auf Bali und fand damals den Massentourismus schon abschreckend. …
    Unvorstellbar wie es heute ist….. ich werde nicht wieder dahin reisen und will mir den Flair und die auch sehr positiven Eindrücke erhalten.
    Meine Schwester und ich waren damals als junge blonde Frauen unterwegs und fielen zumindest in Java und Celebes extrem auf.
    Ich liebe Indonesien. … aber Bali gehört nicht zu meinen Empfehlungen….
    LG Anja

    • Andrea
      Autor
      21. Juli 2019 / 15:32

      Liebe Anja, ich kann mir fast gar nicht vorstellen, dass man das dann vor 25 Jahren überhaupt Massentourismus nennen konnte… zumindest im Vergleich zu heute. Liebe Grüße, Andrea

  5. 21. Juli 2019 / 10:33

    Welcome back! Ich kann Dich da voll nachvollziehen. Man muss Bali einfach erleben, die Mentalität, das Leben….und die Einstellung zum Leben. Es freut mich, dass Du mit neuen Eindrücken zurückgekommen bist und sichtlich vieles Neue entdecken könntest!

  6. Kay
    21. Juli 2019 / 22:21

    Willkommen zu Hause.? Deine Beiträge verfolge ich immer mit großem Interesse. Ein großes Danke, dass du uns an deinem Leben teilhaben lässt. Es macht mir Mut zum Alleinreisen mit Kind.
    P.S. Ein Rock hat genau dann die richtige Länge, wenn wir uns als Frau wohl fühlen. Die Länge dessen ist keine Frage des Alters. Mit 40+ weiß ich wovon ich schreibe. ?

  7. Tanja Meyerhoff
    21. Juli 2019 / 22:35

    Liebe Andrea, ich liebe deine Reiseberichte; ist immer so, wie selber ein klein bisschen verreisen.
    Als Blogger muss man leider viel aushalten; aber du und Luca ihr mach alles richtig.
    Genieß dein Leben weiterhin und sei neugierig auf so viel Neues und sei ein wenig unangepasst, den das ist das Salz inder Suppe. Lg Tanja

  8. Andrea
    22. Juli 2019 / 7:24

    Liebe Andrea 🙂

    ich möchte auch, irgendwann, unbedingt nach Bali……eine innere Sehnsucht, nicht genau wissend, warum.
    Als ich heute Deinen Beitrag las, hatte ich genau so etwas geahnt. Also, dass es nicht unbedingt die „Liebe auf den 1. Blick“ sein wird.

    Zu der Anmerkung einer Followerin, bzgl. des Kleides: Schade, dass immer noch so sehr „benotet“ wird. Absolut ok, wenn ich sage „das Kleid wäre nicht so meines“, aber „in deinem Alter solltest Du längere Kleider tragen“, ist eine Maßregelung. Und das find ich echt schade. Wir sollten doch wirklich leben und leben lassen. Was für mich kurz, oder lang ist, kann für Dich lang, oder kurz sein.
    Müßig, damit wertvolle Zeit zu verschwenden. Du bist eine toughe Frau, weißt mit diesen Worten umzugehen, es gibt aber auch tausende Frauen, die sich genau solch einen Kommentar sehr zu Herzen nehmen und schwupp, landet das Kleid in der Versenkung.

    Ich liebe Deine Beiträge und freue mich schon auf weitere Erzählungen von Bali.

    Liebe Grüße
    Andrea

  9. Sonja
    23. Juli 2019 / 15:21

    Liebe Andrea,

    welches Alter?! 😉

    Lass die Seele wieder zu Hause ankommen und genieße die schönen, gemeinsamen Erinnerungen Deiner Reise.

    LG Sonja

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