Ich schrieb über meine Trauer. Meine Wut. Ich weinte manchmal in die Kamera.
Und da gab es diese Menschen, die diesen Weg begleiteten. Sie schrieben mir, trauerten mit, regten sich auf. Es war ein heilsamer Prozess.
Andrea, pack deine Sachen…setz dich mit Luca und Bommel in den Zug und komm nach Sylt. Komm einfach, fühl dich wohl und atme durch.
Diese Nachricht erreichte mich in meiner größten, seelischen Not.
Ich informierte die Schule meines Sohnes, buchte einen Zug und wir fuhren los. Das war im Dezember 2016.
Sylt im Dezember war neu für uns. Und wir stellten fest….Sylt geht einfach immer…zu jeder Jahreszeit.
Die kurze Auszeit tat gut. Es war eine kurze Pause vom emotionalen Trennungsmarathon. Es war deswegen nicht weniger schmerzhaft oder löste sich in Luft auf. Aber die Tatsache, dass es Menschen gibt, die Du nicht kennst, die aber deine Not wahrnehmen und etwas tun, hat mich nachhaltig sehr beeindruckt.
Jede Nachricht, jeder Kommentar meiner Leser hat geholfen und natürlich ist mir bewusst, dass nicht jeder ein Ferienappartement auf Sylt zur Verfügung stellen kann…das war tatsächlich einfach eine sehr besondere Situation.
Mittlerweile haben wir Februar 2018.
Während ich 2016 in meinen Emotionen gefangen war und gucken musste, wie es weitergeht…habe ich 2017 Vollgas gegeben. Nichts davon war geplant. Ich ging einfach Schritt für Schritt weiter und wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke, fühlt es sich an, als hätte jemand einen Porsche Motor bei mir eingepflanzt.
2017 war das glücklichste und zufriedenste Jahr, was ich je erleben durfte. Der Verlust meiner Ehe hat mich sehr viel demütiger gemacht. Nichts ist selbstverständlich.
Behandle Menschen so, wie Du selber behandelt werden möchtest….
Ich bin so gelöst, dass ich in der Lage bin etwas zurückzugeben. Ich bin nicht reich, jedenfalls nicht in Zahlen, aber ich habe diesen Blog. Als ich…völlig naiv….anfing zu schreiben, hatte ich nach ungefähr 6 Monaten ca. 700 Leser im Monat. Was war ich stolz….!
Heute besuchen zwischen 60.000 und 70.000 Menschen im Monat das dreiraumhaus und verursachen ca. 140.000 Seitenaufrufe. Das ist eine Zahl, die ich eigentlich selbst kaum greifen kann. Ich habe nichts anderes gemacht, als meiner Leidenschaft zu folgen. Ich bin nie einer Strategie gefolgt. Ich bin mir selbst gefolgt….meinem Bauch.
Ich glaube, ich habe es schon mal erzählt…Joanna von Liebesbotschaft schrieb vor ein paar Jahren mal, dass sie jeden Auftrag, egal welchen…immer mit absoluter Leidenschaft erledigen würde.
Und ich dachte irgendwie „krass, so einfach ist das also“….
Und das ist es auch.
Selbst, wenn ich über ein stinklangweiliges Heizungsthermostat schreiben würde, würde ich das mit Leidenschaft tun.
Ich mache übrigens sehr viele Dinge mit Leidenschaft…manchmal schieße ich auch fröhlich und leidenschaftlich über das Ziel hinaus.
Februar 2018….
Ich bin auf Sylt.
Schon wieder.
Es ist fast 16 Uhr und ich sitze in der Sansibar. Die Sonne macht sich auf den Weg ins Meer. Ich habe einen Fensterplatz erwischt. Zum ersten Mal sitze ich hier mit meinem Laptop, arbeite und schreibe diesen Text. Ich schweife immer wieder ab, blicke nach draußen und halte inne.
Es sind diese Begegnungen, die mein Leben so unfassbar bereichern.
Da ist dieser Bodenkehrer, der einmal im Monat den Trockenboden im Haus kehrt. Es gibt einen Aushang und trotzdem vergesse ich manchmal die Wäsche. Anstatt einfach loszukehren, klingelt er immer wieder an meiner Tür um mich vorzuwarnen. Er ist so unglaublich freundlich und freut sich immer über ein kleines Gespräch.
Da wäre auch die Putzfrau, die die 5 Stockwerke unseres Hauses einmal in der Woche reinigt. Manchmal hocken wir auf der Treppe und quatschen. Sie liebt Bommel und Hugo.
Oder dieser Mann, der immer Altpapier aus den Containern sammelt. Erst war ich befremdet und dann begriff ich, dass er sich so seine Rente aufbessert. Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben, wühlen in meinem Dreck um sich ein wenig Glück gönnen zu können.
Als ich vor einiger Zeit mit Luca in Berlin war, sprach uns in der Bahn ein junger Obdachloser an. Er war sehr nett, aber alles ging so schnell und ich dachte einen Moment zu lange nach…da war er weg. Luca ließ diese Situation den ganzen Tag nicht mehr los. Wir sprachen immer wieder darüber und schämten uns nicht geholfen zu haben. Seitdem habe ich immer Kleingeld in meiner Jackentasche. Am Sonntag sprach mich tatsächlich wieder ein junger Obdachloser in Leipzig am Hauptbahnhof an. Ich gab ihm Geld. Er blieb stehen und bedankte sich ungefähr 20 mal….Ich gab ihm dieses Geld, weil ich einen sehr klugen Sohn habe, der mir….in seiner 13-jährigen Unvoreingenommenheit….immer wieder die Augen öffnet.
Und da wären auch Uta und Anja. Uta, die mir im Dezember 2016 auf Sylt eine Atempause verschafft hat. Ohne mich zu kennen. Und Anja, die uns zeigt wer wir wirklich sein können….jede Frau ist schön.
Ich empfinde all diese Dinge als ein großes Geschenk. Weil ich einfach ich sein kann. Ich darf mich freuen und weinen, laut lachen und zu tief ins Glas schauen. Ich darf meine Meinung sagen ohne Angst haben zu müssen.
Wir brauchen einen respektvollen und achtsamen Umgang mit dieser Art von Netzwerk unter uns Frauen. Wir können stark sein, wir können uns aber auch gegenseitig sehr schwächen. Es ist ein fortwährender Prozess zu akzeptieren, dass nicht jeder so tickt, wie ich. Und es ist spannend und erweitert den persönlichen Horizont, wenn man in der Lage ist das zuzulassen.
An dieser Stelle gilt ein großer Dank unseren Lesern und Followern. Das Feedback auf sämtlichen Kanälen war unglaublich. Die vielen Fragen zu Sylt und auch der Mut mal zu sagen „ja, irgendwie trau ich mich nicht auf diese Insel, weil…..“. Ich würde mir wünschen, dass wir für Euch eine klitzekleine Inspiration waren….
Inspiration dafür….einfach Frau zu sein und es auch mal richtig krachen zu lassen….völlig egal, wie alt man ist.
Es wird einen kleinen Moment dauern das aufzuarbeiten. Ich verspreche Euch, Ihr bekommt all die Informationen, die Ihr angefragt habt und wenn ich im Sommer ein Praktikum auf Sylt machen muss….dann ist das eben so.
Aus tiefstem Herzen….
Eure Andrea
Liebe Andrea,
Ich mag deine Texte einfach sehr. Echt und ehrlich voller Wärme. Tut einfach gut hier zu lesen und dich ein Stück weit begleiten zu dürfen. Danke . Dein Blog ist großartig. Du hast so viel erreicht und ich freu mich für euch!!
Jeder fängt mal klein an… und wohin die Reise dann gehen wird begreift man mit der Zeit.
Ich bin auch auf meinem Weg
Ganz ganz herzliche Grüße
Anne
Autor
Liebe Anne, ganz lieben Dank für dieses wunderbare Feedback. Und es ist so schön, wenn Ihr für Euch etwas als Inspiration mitnehmen könnt. Das ist das, was ich mir am allermeisten wünsche….Liebe Grüße, Andrea