Der Faktor Mensch

Der Faktor Mensch im Impfzentrum. Die Rolle der Medien in der Pandemie und wie die Realität im Impfzentrum wirklich aussieht.

Neben meinem Kopf geht der Wecker los. Orientierungslos und hundemüde taste ich im Dunkeln danach. Endlich ist er aus.

Nur einen kurzen Moment später, schalte ich mein kleines Licht an, mache mich auf den Weg in die Küche zur Kaffeemaschine.

Es ist 05:30 Uhr.

Während der Kaffee läuft, schaue ich aus dem Fenster. Es stehen schon Menschen an der Bushaltestelle und immer wieder frage ich mich, was sie wohl arbeiten und wie sie ihren Tag durchstehen, wenn sie schon so früh unterwegs sind.

Ich trinke meinen Kaffee, lese ein paar „Corona News“, springe unter die Dusche. Dann ist es an der Zeit für die Hunde. Futter in den Napf und ab vor die Tür und jedes Mal bete ich, dass es schnell geht. Die Zeit drängt bereits.

Im Übrigen verlasse ich nie das Haus ohne mein Bett aufzuschütteln und jedes Kissen an seinem Platz zu wissen. Das ist mein kleiner Luxus… wieder nach Hause zu kommen und sich in ein ordentliches Bett werfen zu dürfen.

Es ist 06:50 Uhr.

Ich laufe zum Parkplatz. Fahre los. Ein Teil der Schulen hat wieder geöffnet in Leipzig und ich brauche deutlich länger als sonst. 30 – 40 Minuten bis zur Messe sind keine Seltenheit.

Im Impfzentrum schließe ich meine Sachen weg, begrüße meine Kollegen, nehme mir aus dem Automaten Kaffee mit, checke die Pinnwand und dann gehts ab auf die Impfstrecke.

Es ist ein fortwährend dynamischer Prozess mit fast täglich kleinen und größeren Änderungen. Wir sind alle darauf eingestellt, reagieren flexibel, arbeiten uns blitzschnell in neue Vorgaben ein.

Die Schlagzahl der Impflinge hat sich verdoppelt. 3 verschiedene Impfstoffe müssen sorgfältig organisiert sein auf den Impfstrecken. Also haben wir uns für ein neues Prozedere am Eingang entschieden.

Es ist 08:00 Uhr.

Meine Kollegin und ich sitzen direkt im Eingangsbereich. Die Tür geht auf und es stehen – gefühlt – 100 Menschen in einer Schlange an unserem Tisch. Jeder muss online erfasst werden. Die Unterlagen müssen überprüft werden und wir weisen den Weg zur richtigen Impfstrecke.

Alle 3 Minuten vergibt das System, was irgendwo zentral betrieben wird, einen Termin. Die Menschen kommen aber zu den unterschiedlichsten Zeiten… viel zu früh, zu spät und oft alle auf einmal. Ein Phänomen, was sich nicht wirklich steuern lässt.

Mein Herz klopft. Lange Schlangen fühlen sich nicht gut an. Es fühlt sich aber auch nicht gut an in Stress zu verfallen. Hier stehen Menschen an unserem Tisch. Jeder hat ein Lächeln, ein Guten Morgen und Zuspruch bei Zweifeln verdient.

Es ist 08:05 Uhr.

Eine Frau steht an meinem Tisch und beschwert sich lautstark darüber, dass alles so schlecht organisiert sei. Nach 6 Wochen im Impfzentrum, 12 Stunden Tagen, dem Wissen um die Organisation dahinter… fällt es mir schwer nicht zu schreien.

Sie beschwert sich, weil sich die Türen erst um 08 Uhr öffnen, obwohl die Menschen schon vor 08 Uhr davor stehen würden. Welcher Supermarkt macht um 07:50 Uhr auf, wenn die Öffnungszeiten um 08 Uhr beginnen?

Ich schreie nicht, sage ihr aber, dass sie zum Glück mit ihrer Meinung eine Minderheit darstellt.

Eigentlich möchte ich nach Hause gehen. Mich überfällt ein Gefühl von Desillusion. Stattdessen atme ich tief durch, lächle so gut ich kann…

Der Nächste bitte.

Es ist 10 Uhr.

Ich nippe zum ersten Mal an meinem Kaffee aus dem Automaten, der in seinem Pappbecher neben mir steht.

Wir haben die lange Schlange in den Griff bekommen. Kaum jemand muss warten, wenn er zu unserem Tisch kommt. Ich wage eine kurzen Sprint zur Toilette.

Es ist 12:30 Uhr.

Wir werden am Eingang von Kollegen abgelöst und machen 30 Minuten Mittagspause.

Heute gibt es Brötchen. Ich esse eins mit Käse und die Mandarine, die in der Tüte liegt. Nach der Pause wechsle ich den Wartebereich.

Im Wartebereich bin ich „Schnittstelle“ zwischen Impflingen, den Ärzten und Impfschwestern. Manchmal bin ich auch Entertainer, damit der Warteraum bei Laune bleibt. Ich erkläre, tröste, nehme Aufregung weg, helfe. Ich versuche keine Pausen entstehen zu lassen, damit alle schnell dran kommen und nicht lange warten müssen.

Es ist 18:00 Uhr.

Ich bin immer noch im Wartebereich. Der Fitnesslevel meiner Uhr zeigt mittlerweile 18.000 Schritte und 13 km an. Einerseits freue ich mich über darüber, andererseits merke ich auch alle Knochen.

Es ist 18:30 Uhr.

Alle Impflinge sind versorgt. Alle Aufklärungsgespräche und Impfungen haben stattgefunden. Aktuell werden Termine von 08:00 – 18:00 Uhr vergeben. Wir sind 30 Minuten in Verzug. 30 Minuten! Bei knapp 800 Menschen.

Wir räumen auf. Packen Spritzenpakete für den nächsten Tag.

Es ist 20:00 Uhr.

Ich bin wieder Zuhause.

Mein Sohn holt mir den Topf mit den Nudeln von gestern aus dem Kühlschrank. Ich mache sie warm, hocke mich auf mein Sofa und die erste Nachricht, die ich öffne, ist von der LVZ:


Chaotische Zustände im Leipziger Impfzentrum


Epilog


Am 19. Februar 2020 habe ich keinerlei Gedanken an Corona verschwendet. Wir waren in Südafrika und Corona war nur etwas, was woanders passierte.

Ende Februar landeten wir wieder in Deutschland und Corona war immer noch etwas, was woanders passierte. Vermutlich habe ich sogar gedacht, dass es Deutschland auf keinen Fall treffen würde. Ich war ignorant und auch ein Stück weit arrogant.

Am 12.03.2020 fuhr ich sogar noch nach Sylt, um die geplanten Workshops umzusetzen. Am 15.03.2020 wurde die Insel abgeriegelt. Wir befanden uns im ersten Lockdown.

Seit 11 Monaten befinden wir uns in dieser Pandemiesituation. 11 Monate… furchtbar lang und doch auch irgendwie super kurz. 11 Monate, in denen unfassbar viel passiert ist. Es betrifft uns alle auf die ein oder andere Weise.


Es betrifft die ganze Welt.


Niemand hatte einen Leitfaden und doch musste einer erfunden werden. Für ein ganzes Land und auch immer mit dem Blick nach links und rechts… über die Grenzen hinaus.

Wer sein eigenes Leben neu sortieren muss, der weiß… 11 Monate reichen dafür nicht mal annähernd aus.

Wenn ich durch das Impfzentrum laufe, denke ich ganz oft, was das für ein Wahnsinn ist. Vor 11 Monaten war daran nicht zu denken und jetzt stehen in vielen Städten Deutschlands Impfzentren. Personal wurde eingestellt, Systeme geschaffen, die Umgebung aufgebaut. Ein Impfstoff/mehrere Impfstoffe wurden entwickelt. Von Montag bis Sonntag werden unzählige Menschen geimpft.

Heißt also für alle ist alles neu. Und neu bedeutet, dass es manchmal hakt. Das es nicht perfekt ist. Das sich Optimierungsbedarf erst im Laufe eines Prozesses zeigt.

Lehnt euch mal zurück. Atmet tief durch und versucht euch vorzustellen, was das alles für einen organisatorischen Aufwand bedeutet.

Es gibt viele, die das sehen. Und es gibt auch viele, die das nicht sehen. Der Staat hat zu liefern. Am besten sofort und in Perfektion und wenn das nicht funktioniert, gibt es ja immer noch die Medien.

Ich sehe niemanden darüber schreiben, was gut funktioniert. Ich sehe niemanden darüber schreiben, dass ein großer Teil meiner Kollegen aus stark gebeutelten Branchen kommt. Das wir alle in einem Boot sitzen. Das es Kollegen gibt, für die es wirklich schwer ist, weil sie ihre Berufe vermissen.

Wir stehen also jeden Tag auf der anderen Seite des Tisches und lächeln, sind freundlich, machen Mut. Jeden Tag. Und das obwohl jeder gerade seinen eigenen kleinen Kampf führt.

Niemand schreibt über die Menschen, die sich bedanken, die uns Briefe schicken, die voller Zuversicht die Messehalle 5 verlassen und sich freuen über so viel Empathie und Freundlichkeit.

Stattdessen lese ich von „Chaotischen Zuständen im Leipziger Impfzentrum“.

Seit 6 Wochen sind wir am Start. In 6 Wochen ist es einmal passiert, dass es zu Schlangen kam vor der Tür.


Der Faktor Mensch


Was die Menschen und die Medien vor der Türe nicht sehen können, sind Notfälle. Vielleicht fällt einer der Ärzte aus. Ein Impfling benötigt besondere Betreuung. Das System fällt aus. Vielleicht wurde ein neues Formular „erfunden“, was alle neu ausfüllen müssen. Es gibt solche Tage und es gibt solche Situationen. Wir kennen sie alle.

Wir tun, vor Ort, was möglich ist. Was im Rahmen der personellen Kraft liegt. Wir rennen, schieben, telefonieren, versuchen unsere Augen überall zu haben. Und wir lächeln. Wir lächeln, weil wir es wollen. Weil wir möchten, dass jeder mit einem guten Gefühl gehen kann.

Ein Artikel, wie der von gestern, ist ein Schlag ins Gesicht. Für jeden Kollegen vor Ort. Für die Bundeswehr. Für das DRK. Für alle im mobilen Einsatz. Die Ärzte. Die Impfschwestern. Die Security. Die Putzleute.

Es macht wütend. Es macht mich! traurig.

Wo bleibt die positive Berichterstattung. Der echte Blick auf eine gute Organisation und auf die Menschen dahinter, die jeden Tag alles geben? Brauchen wir wirklich noch mehr reißerische Überschriften?

Für uns bedeutet das doch nur noch mehr Probleme. Es gibt genügend Menschen, die dann schon mit einer entsprechenden Haltung auftauchen und uns den anstrengenden Arbeitstag noch schwerer machen.

Stattdessen verlassen uns aber 99 Prozent mit folgendem Satz:


„Ich bin überrascht, wie gut sie organisiert sind… das hätte ich gar nicht erwartet“.


Will das keiner lesen? Möchte wirklich keiner, in dieser Zeit, die guten Nachrichten lesen? Wollen wir wirklich nur diesen einen Tag rauspicken, der ein schwieriger Tag war?

Es ist doch so… in ein paar Monaten sind wir vergessen. Wenn genügend Impfstoff da ist, fragt keiner mehr. Dann liegen keine Reporter mehr vor der Türe und warten auf die nächste Schlagzeile. Dann sind Impfzentren genauso out, wie das Pflegepersonal, das medizinische Personal oder die Verkäufer an der Supermarktkasse.

Die 11 Monate der Pandemie könnte man auch in einem Buch medialer Überschriften darstellen. Allerdings würde es dann aussehen, als wäre die Welt kurz vorm Untergang.

Welche Rolle die Medien in der Pandemie spielen, ist mir in den vergangenen Wochen nochmal unglaublich verdeutlicht worden. Es gab so viele Berichte, die einfach nicht stimmten und uns vor Probleme gestellt haben. Und man kann sich nicht mal wirklich wehren, denn am Ende wollen alle nur die Schlagzeile, aber keiner will mehr lesen, wie es wirklich ist.

Manchmal möchte ich einfach aufgeben. Weil mich der Zweifel an uns Menschen nicht loslässt. Ich möchte irgendwo in die Einsamkeit und nichts mehr sehen oder hören.

Wisst ihr… ich sehe das übrigens so. Jeder, der momentan ein Impfangebot hat, ist in einer sehr glücklichen Situation. Wenn das also hin und wieder beinhaltet, mal warten zu müssen… dann ist das einfach so. Bei allen Einschränkungen, mit denen wir aktuell leben müssen, ist eine eventuelle Wartezeit auf eine Impfdosis sicher das geringste unserer Probleme.


Eure Andrea

12 Kommentare

  1. sturmtief70
    19. Februar 2021 / 9:13

    Liebe Andrea,

    ich würde mir auch bessere Berichterstattung wünschen. Nicht nur negatives, sondern fundiertes um zum Beispiel mal mit AstraZeneca aufzuräumen. Wir haben priviligiert 3 Impfstoffe zur Verfügung.2 klar für die Eltern und Großeltern von uns, und einen für uns jüngere( ich bin BJ70) und wenn ich dann einen Herrn M. höre, der überall posaunt, er verstehe, dass das Plegepersonal sich mit diesem nicht impfen lassen möchte. Da kommt mir Gift und Galle hoch. Jeder hofft auf ein normales Leben, die Virologen wollen einen noch härteren Lockdown, (ok, im Radio höre ich gerade, Restaurants öffnen…) und dann melden sich über 55% noch nicht einmal ab, wenn sie einen Impftermin haben.Ich bin auch Krankenschwester. Ich versorge Mörder, Kinderschänder und Drogendealer. Dabei sind welche die heftigste Infektionskrankheiten haben und auch schon über 80 sind. Da kann ich keinen Sicherheitsabstand einhalten und ich werde auch „nur“ mit Astra Z. geimpft. Wir werden mit diesem Virus leben, mit Hygiene und sicher Vorsicht. Somit werde ich auch nach der Impfung 8Std die FFP2 Maske tragen, damit nicht einer dieser Patienten in ein normales Krankenhaus kommen muss. Dabei würde mir helfen, wenn sich jeder der ein Angebot bekommt, dieses auch annimmt und impfen lässt. Weil, sowohl die Imofzentren als auch die Teststationen werden so schnell nicht verschwinden, spätestens im Herbst muss die gesamte Bevölkerung gegen Mutanten geimpft werden und ich hoffe, dass wir dann nicht eine Stuttgart oder Bielefeld oder sonstige Mutante produziert haben….
    Ich freue mich auf meinen Termin und ich werde, so wie ich jede Kassiererin und jeden Müllmann mit Lächeln und Danke begegne auch morgen früh so in meinem ImpfZentrum erscheinen . Danke für euren Einsatz!!

    Alles Liebe❤

  2. karinmaassen
    19. Februar 2021 / 9:30

    Liebe Andrea, der Text ist wunderbar geschrieben! Als Krankenschwester kann ich deine Situation und die Abläufe sehr gut nachvollziehen! 800 von 08:00-18:00 mit nur 30min Verzögerung: Hut ab, tolle Leistung!! Weiter so! Karin aus Heinsberg im Rheinland

  3. Daniela
    19. Februar 2021 / 10:58

    Liebe Andrea, der Text ist so toll geschrieben. Ich bin dankbar, wie viele Menschen sich in dieser schwierigen Zeit engagieren. Mein Mann und ich arbeiten in der Pflege und erleben so einiges…Zum Glück sind wir nun beide geimpft, was, wie Du schreibst ein Privileg ist und wir sind sehr dankbar dafür.
    Liebe Grüße und vielen Dank für Deinen Einsatz
    Daniela

  4. Diana
    19. Februar 2021 / 11:05

    Liebe Andrea,

    was für ein Zufall: Ein Kollege berichtete gestern über die lange Wartezeit bei euch. Schön, nun auch die andere Seite zu hören und schade, dass diese Sichtweise wirklich viel zu wenig in der Öffentlichkeit steht. Ja, es wird viel geschimpft, alle wissen es besser und haben doch keine Ahnung, was wirklich abgeht. Ich mag diesen einseitigen Blick auf die Dinge gar nicht und frage mich immer, warum viele nicht hinterfragen, sich die Mühe machen mal an die Basis zu schauen … oder einfach mal den Mund halten, wenn man gar nicht im Thema steckt. Es gibt schließlich immer (mindestens) zwei Seiten der Medaille, klar läuft nicht alles läuft rund und Fehler passieren. Aber warum immer genau diese Seite hervorkehren? Da gebe ich dir vollkommen Recht. Lieber über den einen Tag an dem es nicht so rund lief berichten, als die vielen erfolgreichen Wochen. Das ist schon krank.

    Schon allein deswegen, finde ich es immer wieder schön, wie Du in den kleinen Dingen Freunde und Zuversicht schöpfst und uns daran teilhaben lässt. Viele sollten sich eine Scheibe davon abschneiden. Ich lese schon sein einigen Jahren mit und finde Deine Entwicklung bewundernswert. Viele Dinge sprechen mit an, da ich ähnlich ticke und Du immer alles so schön auf den Punkt bringst. Ich sitze dann immer nickend am Bildschirm … mal lächeln, mal mit einer Träne im Auge. Neben diesem Artikel hat mich zuletzt vor allem „Ich wünsche mir ein bisschen mehr weniger…“ sehr angesprochen. Allein die Überschrift und die ersten Sätze sind so treffend und gingen mir selbst schon so oft durch den Kopf oder kamen mir über die Lippen in so vielen Gesprächen. Diesen Konsum bin ich teilweise so überdrüssig. Und es gibt echt andere Probleme und Herausforderungen. Viele Kommentare treffen es bereits auf den Punkt und ich muss mich hier nicht wiederholen.

    Mach weiter so und bleib authentisch. Diese vielen kleinen Geschichten (und auch deine Bilder) aus deinem Alltag geben so viel Kraft. Sie holen einen im wahrsten Sinn des Wortes wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, den viele vor lauter reißerischen Headlines nicht mehr vor Augen haben.

    Wir sollten wieder mehr mit offenen Augen und Ohren durch die reale Welt gehen. Ich habe bei dir immer das Gefühl, dass du genau das machst: hinsehen und hinhören, Geschichten und Bilder aufsaugen, um letztlich irgendwie auch Lebenskraft daraus zu ziehen. Und dann hast du auch noch das Talent diese Kraft an deine Leser weiterzugeben. Danke!

    Liebe Grüße aus dem Norden von Leipzig;-)

  5. Gisela Ribbert
    19. Februar 2021 / 11:45

    Liebe Andrea, lass dich nicht entmutigen und freue Dich lieber über alle, die Dir dankbar und freundlich gegenüberstehen. Manche Menschen kann man nicht ändern, sie finden immer ein Haar in der „Suppe“. Ich finde es ganz toll, wie Du dich einsetzt. Das die Schichten sooo lang sind, habe ich nicht gedacht. Hut ab vor allen, die sich so einsetzen. Ich hoffe, wir überstehen diese schwere Zeit alle einigermaßen. Bleib gesund und pass auf Dich auf!
    Viele Grüße aus NRW.
    Gisela

  6. Kerstin
    19. Februar 2021 / 12:06

    Liebe Andrea, dein Text müsste als Leserbrief an die LVZ geschickt werden! Allerdings denke ich, dass die Menschen, die sich auf alles, was nicht 100% funktioniert, stürzen, es auch nicht verstehen, wenn sie deine Worte lesen. Ich hoffe doch, dass der Großteil der Menschen da draußen hinterfragt, recherchiert und sich Gedanken macht, anklagende Worte und Schriften anderer, vorwurfsvolle, ohne Konzept, einordnen kann. Ich ärgere mich auch über Berichterstattung, bei der man denkt, `das hätte man auch anders berichten können`, bei der Wasser auf die Mühlen derer gekippt wird, die nur zu gerne aufspringen, aber selber nicht die geringste Ahnung, geschweige denn, Lösung haben.
    Es ist großartig, was ihr leistet und ich verstehe auch, dass dich Zweifel und Desillusion überkommen, aber du wärst nicht du, wenn du dich nicht schütteln würdest (innerlich natürlich, so mitten im Impfzentrum 😉 ) und dann weitermachst, dein Ziel verfolgst und jedem, der es annehmen will, ein Lächeln schenkst. Als sich die Leipziger nach Bananen angestellt haben, früher, hat sich ja auch keiner über die langen Schlangen beschwert (ich darf das sagen, ich bin selbst ein „Ossi“).
    Und vielleicht hatte die „Meckertante“ ja auch einfach nur den Bus verpasst, einen schlechten Kaffee am Morgen oder gar keinen oder einfach nur Lust, jemanden zu tyrannisieren, vielleicht ist sie unzufrieden mit sich selbst…oder aber sie ist einfach eine unerzogene Person, die es nicht besser weiß.
    Lass dich /lasst euch von solchen nicht unterkriegen.
    Liebe Grüße aus Hannover

  7. Petra
    19. Februar 2021 / 12:33

    Danke! Du hast die Situation so toll beschrieben! Ich bin auch der Meinung, dass diese Sichtweise in der Öffentlichkeit leider zu kurz. Um so wichtiger, dass Du sie in so lesenswerte Worte gepackt hast!

  8. 19. Februar 2021 / 19:26

    Aber doch, Ich habe heute einen Aufmacher darüber geschrieben, dass das Impfzentrum in der Stadt, in der „meine“ Zeitung erscheint, exzellent funktioniert. Darüber, dass viele alte Menschen sehr, sehr dankbar sind für die unglaublich freundliche Atmosphäre dort. Darüber, wie gut die Impfungen organisiert sind. Doch, das gibt es.

    Und ja, ich werde in der kommenden Woche auch darüber schreiben, dass ein mobiles Impfteam vor Ort zu viele Impfdosen für ein Altenheim dabei hatte. Darüber, dass mit den übriggebliebenen Dosen nicht etwa die Mitarbeiter des Pflegedienstes oder der Arztpraxis nebenan geimpft wurden oder die Bewohner des betreuten Wohnens, das dem Altenheim angegliedert ist. Sondern dass die Pflegekräfte ihre Familien herbeitelefonierten und 22-Jährige Söhne und 34-jährige Ehegatten die übrig gebliebenen Impfdosen bekamen. Klar könnte ich einfach die Klappe halten, um nicht wieder mal „böse Nachrichten“ zu verbreiten. Aber dann hätte ich meinen Beruf verfehlt. Journalismus ist beides: Schöne Geschichten zu schreiben (und glaube mir, ich tu das sehr, sehr gern), aber auch „Stop“ zu rufen, wenn etwas falsch läuft.

    Ruf am Montag den Redakteur an, der über die angeblich chaotischen Zustände geschrieben hat. Nummer findest du vermutlich im Impressum. Sag ihm das, was du hier geschrieben hast. Er müsste schon ein außerordentlicher Ignorant sein, wenn er darauf nicht reagiert. Dass ein Kollege Behauptungen veröffentlicht, ohne sich auch die andere Seite anzuhören ist eben nicht gang und gäbe und das tut mir im Namen meiner Zunft leid. Aber glaub mir, „die Medien“ sind nicht pauschal reißerisch und ignorant. Wirklich nicht.

    Liebe Grüße
    Fran

  9. Gina
    19. Februar 2021 / 21:34

    Ich finde es so toll, wie Du Dich für andere Menschen engagierst. Und das Tag für Tag, Woche für Woche. Menschen wie Dich machen Hoffnung, sind das Licht am noch recht dunklen Horizont. Auch wenn ich selbst noch Lichtjahre von einer Impfung entfernt bin, denke ich, es ist fantastisch, was in den einzelnen Zentren auf die Beine gestellt und geleistet wird. Bitte lass Dich nicht entmutigen, lächle es weg. Du bist großartig, Du leistest Großartiges. Vielen Dank an Dich und all die anderen Helfer. Pass auf Dich auf – bleib Du gesund und so wie Du bist. Danke!!!

  10. Sonja
    22. Februar 2021 / 16:41

    Liebe Andrea,

    „Ich sehe niemanden darüber schreiben, was gut funktioniert.“

    Mir geht die polarisierende Berichterstattung auch auf die Nerven. Manchmal schäme ich mich fremd, wenn wirklich gut ausgebildete, seriöse Journalisten ziemlich unintelligente Fragen stellen.

    Aber ist es nicht immer so, wenn etwas Schlimmes passiert? Nach dem üblichen Betroffenheitsgetue geht man immer schnell dazu über zu fragen „Wie konnte es dazu kommen?“. Gern werden dann auch erste Schuldzuweisungen adressiert.
    Ich glaube, dass wir ohnehin dazu neigen, uns an dem zu orientieren, was nicht klappt, anstatt an dem, was gut läuft.

    Ein mutierender Virus lässt sich schlecht „planen“. Es ist für Alle in unserer Gesellschaft Neuland.

    Das in so kurzer Zeit 3 Impfstoffe entwickelt und zugelassen wurden, ist eine sehr gute Leistung. Normalerweise dauert die Entwicklung und Zulassung eines Medikaments viel, viel länger.

    Produktionskapazitäten lassen sich nicht eben mal vervielfachen. Das ist ein sehr komplexer Prozess, der strengen, gesetzlichen Bestimmungen unterliegt.

    Meine Schwester hat am Sonntag gearbeitet und die 2. Impfung des Altenheimes, in dem sie arbeitet, mit organisiert.
    Ich ziehe den Hut vor Ihr. Ich bemühe mich momentan einfach, noch freundlicher zu sein und zu lächeln, Danke zu sagen. Man sieht zumindestens die lachenden Augen hinter der Maske.

    Freue Dich über das Lob, dass Du bekommst und ignoriere die negativen Kommentare!

    Du leistest mit Deinen Kollegen einen großen Beitrag dazu, dass viele Menschen sich nicht mehr mit Corona infizieren können!

    DAS ALLEIN ZÄHLT!

    Liebe Grüße
    Sonja

  11. Christine
    22. Februar 2021 / 20:52

    Danke für den sehr interessanten Einblick!
    Leider empfinde ich es seit Monaten so, dass fast alle Medien in einer Weise Stimmung machen, die ich unverantwortlich finde.
    Ich würde mir in der ganzen Pandemie wünschen, dass wir das Virus als gemeinsamen Feind von außen begreifen und nicht Regierende und Mitmenschen. Was wir nicht noch zusätzlich zu den echten Problemen brauchen, ist, dass wir uns gegenseitig fertig machen und völlig überhöhte Ansprüche einfordern…
    Liebe Grüße von Christine

  12. 28. Februar 2021 / 9:53

    Danke für deine Arbeit und deinen Bericht. Ich finde eher erschreckend, dass ihr da so lange Schichten habt. Und Meckerköppe gibt es immer, die sind nur leider lauter als die, die mit fröhlichem Grinsen wieder losgehen. Hoffen wir mal, dass es bald geschafft ist und die Leute sich wieder im Restaurant über zu wenig Ketchup und zu große Eiswürfel aufregen können 😉
    LG Ilka

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