#Koffergeschichten #9 aus Tirol… Kühtai, Innsbruck, Stuttgart und ein volles Herz…

#Koffergeschichten #9 aus Tirol... Kühtai, Innsbruck, Stuttgart und ein volles Herz...

22 Uhr bin ich ins Bett gegangen und habe 8 Stunden richtig tief geschlafen und intensiv geträumt. Ich kann mich nur vage an Details erinnern, aber insgesamt war es ein sehr positiver Traum.

Es war ein erholsamer Schlaf. Gestern Abend hatte ich das Gefühl, ich müsste das ganze Wochenende in der Ferienwohnung abhängen, weil ich keinen Fuß mehr vor den anderen setzen kann. Aber das geht mir oft so am Ende eines Tages und am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. 


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Am Donnerstag habe ich meinen Sohn in Stuttgart vom Flughafen abgeholt. Eigentlich war der Plan wieder zurückzufahren, aber das habe ich unterwegs verworfen. Einen Großteil der Strecke verbringt man nämlich auf einem Pass zwischen Bergen, Wiesen und Feldern. Man fährt durch die Zugspitzarena.

Und auch der Weg zwischen Innsbruck und Kühtai ist… sagen wir mal „herausfordernd“. Wie sehr… wurde mir bewusst, als ich zum ersten Mal wieder runter fuhr. Im Hellen ist das alles problemlos, aber in der stockfinsteren Dunkelheit… Diesen Nervenkitzel wollte ich mir ersparen… mitten in der Nacht und ggf. ziemlich übermüdet.

Also sind wir in aller Frühe aus Stuttgart wieder losgefahren und hatten so den Vorteil die wunderbare Aussicht dieser Strecke so richtig genießen zu können.


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Die Fahrt nach Stuttgart habe ich ebenfalls richtig genossen. Mir war gar nicht bewusst, dass mich der Weg vorbei an der Zugspitze führt. Die Sonne war im Begriff unterzugehen. Das Auto färbte sich im Licht rosa und im Rückspiegel tauchte immer wieder diese gigantische Bergwelt auf.

Eigentlich wäre ich am liebsten stehengeblieben. Ich wollte gar nicht weiterfahren, weil es sich irgendwie falsch anfühlte die Berge wieder zu verlassen… wenn auch nur für einen kurzen Moment. Ich habe richtig aufgeatmet, als wir wieder zurück waren.

Den Nachmittag haben wir in Innsbruck verbracht. Auf dem Weg ins Tal haben wir gequatscht und gequatscht und gequatscht. Und auf einmal war mein Herz ganz voll. Es ist so schön Zeit mit jemandem zu verbringen, mit dem man so eingespielt und vertraut ist. 

Wie wichtig es war einfach loszufahren, merke ich an Tag 4 meiner Reise. Es fühlt sich an, als würde eine Mauer bröckeln und ich kann endlich wieder richtig durchatmen. Manchmal denke ich, dass wäre alles überzogener, esoterischer Blödsinn. Quasi eine Ausrede um Urlaub zu machen. Aber mit jedem Jahr, was ich älter werde, verändert sich mein Verständnis dafür. Ich hab mich diesen Dingen geöffnet und mir geht es besser damit. Wir Menschen sind nun mal keine Maschinen.

Gott sei Dank.


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In diesem Jahr könnte das Thema Urlaub kaum kontroverser sein. Es ist begleitet von Schuldzuweisungen. Kann man täglich im Internet in irgendwelchen Kommentaren nachlesen.

So oft gibt es die Frage nach Schuld und so selten die Frage nach „wie kann ich selber achtsam sein ohne andere zu gefährden“. Man muss nicht mit dem Finger auf andere zeigen um sich selber besser zu fühlen. Ich glaube, fast jeder von uns stellt sich doch die Frage, was in dieser Zeit richtig oder falsch ist und es gibt keine wirklich konkrete Antwort darauf. Also müssen wir vertrauen… und uns dabei immer wieder selbst reflektieren. Die schwerste Aufgabe von allen.

Fernab von großen Konzernen, leben eben viele Menschen mittelbar und auch unmittelbar vom Tourismus. Daran hängen Existenzen und persönliche Schicksale.

Vor kurzem war ich in Berlin und habe meine Freundin Yvonne besucht. Sie leitet dort das IBIS Styles an der Oper. Die Geschichten rund um den Lockdown und die Folgen haben mich tief berührt. Es ist eben nicht einfach nur ein Business. Sie hat mir von dem Moment erzählt, als sie die Fenster verkleidet und alles dicht gemacht haben. Das sie täglich mit unzähligen Stornierungen zu kämpfen hatte. Und da war auch diese kleine Wäscherei, die nun keine Wäsche mehr zum Waschen bekam. Es hängt einfach so unglaublich viel daran. Dinge, die man von außen nicht sieht.

Wir müssen uns einfach immer wieder – J E D E N  T A G – vor Augen führen, dass ein Rädchen in das nächste Rädchen greift. Wenn es irgendwo anfängt zu haken, wirkt sich das auf die gesamte Mobilität aus. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann.


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Um ehrlich zu sein, habe ich mir keine großen Gedanken gemacht einen Nachmittag in Innsbruck zu verbringen. Ich vertraue auf die Rücksicht und Achtsamkeit von uns Menschen. Und, wenn wir mal ehrlich sind… dann ist das doch zum größten Teil auch so. In den Nachrichten lesen wir immer nur davon, was nicht gut läuft. Kaum jemand erzählt die schönen Geschichten.

Zum Beispiel diese Momente in Geschäften, wenn andere Kunden bewusst einen Schritt zurückgehen oder einen großen Bogen um dich machen… aus Gründen der Vorsorge. Wir alle müssen im Augenblick so achtsam sein, wie nie zuvor und da passieren Fehler. Wir gewöhnen uns doch gerade immer noch an diese neue Situation und ja manchmal ist das auch anstrengend.

Ich fand Innsbruck äußerst entspannt. Ich habe keine Ahnung, wie es im Sommer ohne Corona ist, aber gestern war es irgendwie „gechillt“. Als würden sich alle bewusst Zeit nehmen. 

Wir waren noch nie in Innsbruck und fanden es traumhaft. Die Altstadt ist wunderwunderschön und alles ist eingerahmt von dieser Bergkulisse. Wir sind ganz oft stehengeblieben und haben einfach nur geguckt. Überall kann man wunderbar einkehren und die österreichische Küche ist immer unsagbar gut.


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Im Übrigen machen wir (fast) nie Pläne. In der Regel fahren wir irgendwo hin und dann gucken wir mal und bleiben, wo es uns gefällt. Ich brauche nicht zu jedem Ort der Welt den historischen Hintergrund oder muss mir jeden Stein anschauen. Mir reicht es ganz oft einfach da zu sein und den Moment zu genießen.

Ich verstehe, wenn einen das interessiert und man ein großes Interesse an Kunst und Geschichte hat, aber ich selber brauche meist nur einen Ort, wo ich sitzen und gucken kann. Und ganz oft habe ich das Gefühl, man entdeckt viel mehr, wenn man einfach mal losläuft… so ganz ohne Plan und Ziel.

Seit Mittwoch bin ich nun in Kühtai in Tirol und kann es wärmstens empfehlen. Ich hatte wirklich Zweifel. Wir sind die letzten Jahre an Orten, wie New York, Südafrika und Bali gewesen und auf einmal sitzt man auf einer Alm und fragt sich, ob man das noch kann, ob es reicht. Und das tut es. Mehr, als ich mir das hätte vorstellen können. Denn genau dafür habe ich doch im vergangenen Jahr den Führerschein gemacht. Um genau an diese Orte gelangen zu können. 


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Es fühlt sich immer noch ganz verrückt und einfach wunderbar an. Mein Herz hüpft jedes Mal, wenn wir den Berg hochfahren und mir bewusst wird, dass wir das nur tun können, weil ich im vergangenen Oktober all meinen Mut zusammengenommen habe um, mit fast Mitte 40, doch noch Auto fahren zu können.

Seitdem mein Sohn wieder da ist, fühle ich mich auch wieder vollständig. Im Grunde lässt sich das nur schwer in Worte fassen. Eigentlich fühle ich mich nicht unvollständig ohne ihn… vielleicht fühle ich mich nur vollständiger, wenn er irgendwie da ist. Dabei reicht es schon zu wissen, dass er nebenan in seinem Bett liegt und schläft. Es ist halt ein Prozess „loszulassen“ und den gestehe ich mir auch zu. Ich finde es großartig, dass wir Mütter heute offen darüber reden, dass dieser Prozess manchmal schmerzhaft und gleichzeitig auch schön ist.

Im Moment bin ich einfach nur voller Dankbarkeit und mein Herz ist voll, weil wir für ein paar Tage gemeinsame Erinnerungen schaffen. Dinge, von denen nur wir wissen. Die nur wir fühlen. Über, die wir immer wieder sprechen, weil sie uns manchmal so bewegen.

Es ist Samstag und ich sitze auf dem Balkon, schreibe diese Koffergeschichte und Hugo hat sich an meine dicken Socken gekuschelt. Bommel hat sich zurück ins Bett gelegt. 08 Uhr ist es mittlerweile und ich trinke meinen 2. Krümelkaffee.


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Heute machen wir uns auf Richtung Sölden und möchten das 007 Museum oben auf dem Gipfel besuchen. Außerdem haben wir uns ein besonderes Restaurant für den Abend in Innsbruck herausgesucht. Vielleicht erzähl ich dazu ein bisschen mehr in der nächsten Folge.

Unsere sonstige Spontanität auf Reisen, mussten wir ein wenig anpassen, weil die Pandemie oftmals Reservierungen erfordert.

An dieser Stelle auch ein Dankeschön für Euer überwältigendes Feedback, die persönlichen Nachrichten zu meiner letzten Koffergeschichte.

Das Gefühl… zu wissen… ich sitze nicht alleine in diesem Boot… macht ganz viel mit mir und es ist immer wieder schön zu wissen, dass ihr meine Gedankengänge richtig einordnen könnt. Danke, dass ihr meine Leser seid.

Habt ein wunderbares Wochenende.


Eure Andrea

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