Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann…

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

Auch fast einen Monat nach unserer Rückkehr von unserer Südafrika Reise lassen sich die Gefühle dazu nur schwer in Worte fassen, geschweige denn ordnen. Ich versuche sie mit meiner 2. Koffergeschichte  ein wenig zu strukturieren und in den Griff zu bekommen. Jeder Gedanke an diese Zeit dort und das waren ja gerade mal 9 Tage, erfüllt mich und es war noch nie so schwer wieder Zuhause anzukommen. Offen gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt schon wieder angekommen bin. Und was genau würde das eigentlich bedeuten?

Nein, ich hätte niemals nie gedacht, dass ich es noch einmal im Leben nach Südafrika schaffen würde. Spätestens seit der Trennung von meinem Mann war das Thema für mich vom Tisch. Südafrika ohne männliche Begleitung, ohne Führerschein und dann auch noch mit Kind… erschien mir total abwegig. Mir zerriss es immer innerlich das Herz, wenn Freunde oder Bekannte dorthin flogen und es für mich überhaupt nicht greifbar war. Seit Jahren erzählte ich immer wieder, dass Südafrika der schönste Ort ist, an dem ich je gewesen war. Seit 20 Jahren erzähle ich das. Muss man sich mal vorstellen…

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Und dann las ich auf Facebook von Freunden, die eine Rundreise durch Südafrika machten, ohne Auto. Das war der Moment, in dem ich all meinen Mut zusammennahm und Flüge für die Winterferien 2019 buchte. Ich wusste also schon im Sommer 2018, dass ich im Februar 2019 nach Südafrika fliegen würde. Bis zur Landung in Kapstadt habe ich eigentlich selbst nicht dran geglaubt… also das ich es wirklich und ganz in echt machen würde. Selbst, wenn ich es Freunden ggü. aussprach, wirkte es für mich so, als würde ich über eine andere Person reden, die nach Südafrika fliegt… es konnte sich ja keineswegs um mich handeln.

Ganz ehrlich… ich habe mich kaum auf diese Reise vorbereitet. So bin ich einfach. Ich informiere mich ganz grob und dann lege ich los. Kapstadt ist ein ziemlich sicherer Reiseort, Impfungen sind nicht notwendig, es gibt Direktflüge mit Condor und man kann problemlos Uber nutzen. Mehr brauchte ich eigentlich nicht zu wissen. Abgesehen von dem Drama mit der Geburtsurkunde… aber das hätte ich auch nicht gewusst, wenn ich sämtliche Reiseführer studiert hätte. 

 

 

2 – 3 Wochen vor unserer Abreise buchten wir bei GetYourGuide noch eine Fahrt mit dem Katamaran und eine private Tour über die Kap Halbinsel. Auf diesem Weg lernten wir Moritz kennen. Eine nachhaltig, beeindruckende Bekanntschaft. Zu Moritz und seiner Tour komme ich im nächsten Teil von Südafrika, weil es für unsere Reise einfach eine zu große Bedeutung hatte, als hier nur in einer kleinen Erwähnung unterzugehen. Für uns hat die kurze Zeit mit Moritz tatsächlich unser Leben verändert… für Luca und für mich.

Wenn man bedenkt, dass wir fast hätten nicht abfliegen können und was dann diese Zeit in Südafrika tatsächlich mit uns gemacht hat… dann glaube ich doch hin und wieder an einen Gott. Ich sehe mich immer noch in Frankfurt sitzen und innerlich mit dieser Reise abschließen, aber irgendjemand wollte, dass wir das machen und zwar genau jetzt! Anders lassen sich all diese kleinen Fügungen fast nicht erklären.

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Als wir am Gate saßen, gab es von Condor Sonderangebote für ein Upgrade in die Premium Economy oder Business Class. Bei 12 Stunden Flug fängt man an darüber nachzudenken. Luca und ich diskutierten und wägten ab. Neben uns saß ein Mann, der sich ins Gespräch einmischte und erzählte, er hätte gerade ein Upgrade in die Business Class gemacht und seine Plätze in der Premium Economy wären frei geworden. Wir gingen zum Schalter und griffen zu. Das waren gerade mal 50 Euro pro Person, denn meine ursprünglich kostenpflichtig, reservierten Plätze bekam ich zurückerstattet. Dieser Mann, der uns seine Plätze anbot, hatte ziemlich viel Ahnung. Jedenfalls waren es verdammt gut Plätze und wir trafen uns auch im Flugzeug wieder und er wünschte uns einen guten Flug. 

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Warum ich Euch das überhaupt erzähle? 

 

Wären wir auf unseren reservierten Plätzen geflogen, hätten wir links gesessen. Durch die Umbuchung saßen wir aber auf der rechten Seite. Die Condor Piloten hatten verdammt gute Laune und begrüßten uns am Morgen total fröhlich und dann kam dieser Moment, als sie den Bogen über den Tafelberg flogen und sich Kapstadt unter uns auftat. 

 

Wenn sie rechts sitzen, haben sie gerade richtig großes Glück…

 

In dem Moment wusste ich einfach, dass dies die Reise unseres Lebens werden würde.

Ich werde diesen Moment niemals vergessen. Und mir laufen die Tränen in Wasserfällen, wenn ich darüber schreibe.

Immer wieder sagte ich zu Luca… „wir haben das wirklich gemacht„… „wir sind tatsächlich in Kapstadt„… es fühlte sich völlig verrückt an.

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Sonne und Wärme begrüßten uns. Wir kamen mit unseren vollständigen Unterlagen problemlos durch die Immigration und fuhren mit einem Taxi nach Greenpoint zu unserer Unterkunft. Gebucht hatte ich eine Ferienwohnung über Booking.com und wir stimmten uns mit der Eigentümerin per WhatsApp ab. Es lief alles, wie am Schnürchen. Sie nahm uns in Empfang, übergab uns die Wohnung und dann waren wir da. Ich packte die Koffer aus, wir duschten und zogen uns kurze Sachen an und machten uns zu Fuß auf den Weg zur Waterfront.

In diesen ersten Momenten nimmt man ja alles irgendwie erstmal, wie in Watte eingehüllt, wahr. Man ist tatsächlich da, hat es aber noch gar nicht wirklich realisiert. Kennt Ihr das Gefühl?

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Eine meiner größten Sorgen war, dass es Luca nicht gefallen könnte. Das er meine Begeisterung nicht teilen kann oder meine Erinnerungen einfach falsch sind und alles ist gar nicht so schön, wie es nur noch in meinem Kopf existierte. 

Wir saßen in einem kleinen Restaurant am Hafen, aßen eine Kleinigkeit und freuten uns über die kleinen Gruppen südafrikanischer Männer, die sangen und tanzten. Ich trank ein kleines Bier und langsam bekam ich Boden unter den Füßen. Wir machten einen kurzen Spaziergang durch die Mall, stellten aber fest, dass wir keinerlei Interesse an Shopping hatten (das sollte den gesamten Urlaub so bleiben) und so landeten wir gegen Abend im Life Grand Café an der Waterfront. 

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Wenn sich etwas in meiner Erinnerung tief verankert hatte, dann… dass das Essen in Südafrika unvergleichbar gut (und günstig) ist. Wenn man in Südafrika schlecht essen möchte, muss man sich richtig anstrengen. Uns ist es nicht gelungen. Im Vergleich zum Supermarkt, macht es oftmals Sinn ein Restaurant aufzusuchen und nicht zu vergessen die unzähligen und richtig guten Foodmärkte. Wir haben alles ausprobiert. In der Regel waren wir essen, wir haben uns aber auch selbst versorgt, waren auf Foodmärkten und haben per Uber Eats bestellt.

Unser kulinarischer Auftakt aber war im Life Grand Cafe und das ist eine echte Empfehlung. Ich hätte am liebsten 24 Stunden am Tag gegessen, wenn es denn nur irgendwie gepasst hätte.

Bereits an diesem ersten Abend saß mir Luca gegenüber und sagte…

 

Mama, das ist das beste, was wir je gemacht haben…

 

Wir gingen zu Fuß zurück und ließen unseren ersten Abend im Appartement ausklingen und holten uns die nötige Mütze Schlaf.

 

 

Am nächsten Morgen stand bereits die Tour mit Moritz auf dem Plan. Ich war mir – zu diesem Zeitpunkt – gar nicht sicher, ob die Entscheidung so richtig war. Wir waren ja gerade erst angekommen und dann hatte ich direkt mal eine Tagestour auf die Agenda gepackt. Luca war über meine unvorteilhafte Planung wenig begeistert. Auf der anderen Seite bekam man aber so – direkt am Anfang des Urlaubs –  einen umfassenden Eindruck rund um Kapstadt. 

Ich wachte um 05 Uhr morgens auf. Der Himmel färbte sich rosa. Die Sonne ging langsam auf. Wir hatten im Sparmarkt um die Ecke Krümelkaffee (Instant-Kaffee) gekauft. Ich schmiss den Wasserkocher an und setzte mich mit der Tasse auf das Sofa und schaute dem Sonnenaufgang zu. Da war kein Gefühl von „ich bin fremd hier“ oder „alles fühlt sich so neu und anders an“.

 

Ich fühlte mich Zuhause….

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Dieses Gefühl ist bis heute nicht verschwunden. Es intensivierte sich mit jedem Tag in Südafrika mehr. Und es ging nicht nur mir so, auch Luca empfand/empfindet so. Noch nie habe ich so viel Leere verspürt, als ich in Leipzig wieder ankam. Als mich am Bahnhof wieder 3 Taxifahrer ablehnten, weil ich Hugo und Bommel im Gepäck hatte, wollte ich nur noch in den nächsten Flieger steigen.

Ich hatte gehofft dieses Gefühl würde verschwinden, wenn ich die Türe zu meiner Wohnung aufschließe, aber auch das half nicht wirklich. Eine Stunde nach meiner Ankunft in unserem Zuhause saß ich tränenüberströmt auf dem Sofa und wusste nichts mit mir anzufangen.

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Es hat Tage gedauert wieder zurückzufinden. Und ich habe mir den Kopf über das WARUM zerbrochen (ich zerbreche ihn mir immer noch). Es ist in jedem Fall eine Kombination all unserer Reisen. Man darf dort hinschauen, wo es anders ist. Man sieht, was dort besser und vielleicht auch schlechter ist. Was ich aber vor allem sehe, ist eine riesengroße Unzufriedenheit in Deutschland und das obwohl es uns „eigentlich“ gut geht. Zumindest wird das immer wieder behauptet… hier ist alles sicher, es gibt das soziale Netz und so weiter und so fort. Mittlerweile empfinde ich das völlig anders. Aber das ist ein anderes Thema und hat in diesem Beitrag nichts zu suchen.

Eine Leserin schrieb mir eine Nachricht…

 

Manchmal fühlt man mehr, als ein Herz aufnehmen kann…

 

Ich machte mir einen Screenshot davon, weil ich wusste, dass ich das als Überschrift für diesen Beitrag nehmen würde. Besser lassen sich meine Emotionen zu Südafrika nicht ausdrücken. Besser lassen sich auch die Emotionen von Luca für diese Reise nicht ausdrücken. 

 

Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...Südafrika #2 oder warum man manchmal mehr fühlt, als ein Herz aufnehmen kann...

 

Wir planen eine etwas längere Auszeit vor Ort. Gemeinsam. Mit Bildungshintergrund. Es wird aber noch einen Moment dauern, bis ich Euch davon im Detail erzählen kann. 

Für länger ins Ausland gehen zu wollen, steht ja schon lange auf meiner Agenda. Fotografieren, schreiben und andere Kulturen intensiv kennenlernen. Sich vielleicht sozial engagieren. Das sind die Dinge, die ich intensivieren möchte. All unsere Reisen haben einen positiven Einfluss auf mich. Sie haben mich, mein Denken und den Blick auf die Welt verändert und sie tun es auch mit Luca. Ich habe das nie angestrebt… es ist einfach passiert.

Ungefähr um diese Zeit vor 3 Jahren zog ich mit meinem Köfferchen nachts über die Nikolaistraße in Leipzig. Ich tippte den Code für mein Motelzimmer ein und schlief in Klamotten, weil ich die Heizung nicht fand. Ich war verheult und fühlt mich von Gott und der Welt verlassen. Am nächsten Tag unterschrieb ich den Mietvertrag für unsere Wohnung.

Jedes einzelne Detail meines Lebens hat mich bis zu diesem Punkt geführt. Ich glaube nicht, dass wir als Familie jemals nach Südafrika geflogen wären, weil ich meinen Mann dafür nicht hätte begeistern können. Ohne diesen entscheidenden Einschnitt in meinem Leben, wäre ganz viel nicht passiert. Heute bin ich mir sicher, dass alles so kommen musste, weil ich jetzt endlich ich sein kann und darf.

 

 

Im nächsten Beitrag über Südafrika stelle ich Euch Moritz etwas genauer vor und erzähle Euch von unserem fantastischen Ausflug über die Kap Halbinsel.

Im Übrigen war mir bis gestern gar nicht geläufig, dass Kapstadt als schönste Stadt der Welt gilt. Aber das erklärt vieles und ich kann das nur unterstreichen. Einen tollen Beitrag vom HR über Kapstadt findet Ihr übrigens hier

Habt einen tollen Sonntag.

 

Eure Andrea

 

 

8 Kommentare

  1. 24. März 2019 / 11:12

    Du trägst das Herz einfach auf der Zunge. Gänsehautfeeling das total bewegt. Ich glaube es ergeht vielen so, wenn man aus dem Urlaub wieder kommt einem das Groggy Gefühl überkommt. Insbesondere dann wenn die Reise an so vielen Erinnerungen geknüpft ist und man sich daran festhält. Umso schöner dann, es mit so tollen neuen Erfahrungen zu erweitern. Ich freur mich schon auf die 3. Reihe.

    Gruß,
    Petra

  2. Olaf
    24. März 2019 / 18:12

    Ich war zur gleichen Zeit in Kapstadt und das zum zweiten Mal nach Ende 2017. Eigentlich sollte es diesmal ganz woanders hingehen. Doch wenn man sich in Kapstadt verliebt hat, will man wieder hin…
    Das wird dir wohl auch so gehen…

  3. 25. März 2019 / 15:50

    Hallo Andrea,

    beeindruckende Worte, die du für Kapstadt gefunden hast. Ich finde es immer schön, wenn eine Reise nicht nur als Entspannung und der Auszeit dient, sondern vielmehr sich wie Heimat anfühlt. So ergeht es mir bei manch anderen Reisen, das auch mir der Gedanke nach Auswanderung kam. Mehr Offenheit und nicht dieses Enge Kastengefühl.

    Viele Grüße,

  4. Regina
    27. März 2019 / 13:55

    Liebe Andrea
    Dein Text hat mich sowas von berührt! Du bist eine begnadete Schreiberin (und Fotografin) und ich finde dich eine ganz tolle Frau!!!
    Herzlichste Grüsse aus der Schweoz
    Regina

    • Regina
      27. März 2019 / 13:56

      „Schweiz“ sollte das heissen ?

  5. Sandra
    28. März 2019 / 12:31

    Liebe Andrea,

    ich lese deinen Blog regelmäßig, kommentiere aber nie.
    Dieses Mal aber, möchte & muss ich. Ich kann dich in jedem deiner Artikel fühlen und sehen, einen Teil von dir. Aber hier hatte ich das Gefühl, dass es NOCH MEHR Andrea war. Ich hatte das Gefühl richtig fühlen zu können, was Südafrika in dir verändert hat. Mich hat das total berührt. Das wollte ich dir sagen!

    Und ich wünsche dir bzw. euch beiden, dass ihr Antworten auf die Fragzeichen findet, die Südafrika aufgeworfen hat.

    Hab ich hiermit.

    • Andrea
      Autor
      31. März 2019 / 22:05

      Liebe Sandra, Du glaubst gar nicht, wie schön es immer ist von Dir zu lesen. Wahnsinn, wie uns die Zeit verändert hat oder? Ich wünsche mir das es Dir gut geht und ich würde Dich sehr sehr gern mal wiedersehen… also so richtig und in echt und einfach mal hören was in Deinem Leben so los ist, also so ganz persönlich von Dir selbst. Ich drücke Dich aus tiefstem Herzen und lasse Dir liebe Grüße da. Andrea

      • Sandra
        13. April 2019 / 10:38

        Die Veränderungen sind wirklich krass. Bei dir wie bei mir, ich finds spannend! Auch weil wir uns in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln, aber nicht so ganz aus den Augen verlieren.
        Deine Geschichte find ich insgesamt auch einfach echt sehr berührend UND beeindruckend.
        Hab mich über deine Rückmeldung sehr gefreut und würde mich, genau wie du, sehr freuen, wenn wir uns mal wieder sehen. In echt und persönlich und überhaupt!

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