And so this is Christmas…

Urlaub auf Sylt und meine Empfehlungen für Unterkünfte, Anreise und überhaupt... was kostet das eigentlich alles?

Ich habe mir immer ein Weihnachten mit vielen Menschen gewünscht. So, wie man es ganz oft in Filmen sieht.

Ein großer Tisch.

Ein großer Baum.

Gute Laune.

Kurz bevor ich erfuhr, dass mein Mann sich neu verliebt hatte, kaufte ich diesen Tisch. Es war mein ganz persönlicher Traumtisch. Immer, wenn ich ihn bei IKEA sehe, muss ich daran denken. Manchmal streiche ich dann ganz unbewusst mit meiner Hand darüber, als ob ich dann eine Verbindung zu meinem alten Leben spüren könnte, aber sie ist nicht mehr da… diese Verbindung. Es ist einfach nur noch… ein Tisch.

Es dauert seine Zeit, bis man sich aus alten Mustern befreien kann. Ich bin jahrelang einer Vorstellung hinterhergerannt. Vorstellungen, die mit Erwartungen Hand in Hand gingen und rückblickend war daran wenig echt. Besonders an Weihnachten tun wir Dinge, weil sie sich so gehören, weil man das eben so macht. 

Wenn sich familiäre Verhältnisse ändern, dann ändert sich einfach alles. Und dann steht die Frage im Raum, wie man damit umgehen soll. Wie werde ich allem und jedem gerecht? 

Aber die Frage sollte doch viel mehr lauten:

Wie werde ich MIR gerecht?

Was fühlt sich für MICH gut an?

Denn, mal ganz ehrlich… wie oft sitzt man nach den Feiertagen da und fragt sich „warum zur Hölle hab ich mir vorher so einen Stress gemacht… wofür eigentlich?“. Es sind Vorstellungen und Erwartungen, die uns in der Weihnachtszeit zu Höchstleistungen für unsere Familien anspornen. Nur eben meist ohne den gewünschten Effekt. Die Besinnlichkeit verschwindet unter Papierbergen oder weil sich der Verwandte rechts neben mir einen dummen Spruch nicht verkneifen kann.

Mein schönstes Weihnachten hatte ich am 24.12.2004. Das war der Tag, an dem ich mit Luca aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Am 20.12.2004 habe ich noch mit dickem Bauch auf der Leiter den Baum geschmückt und am 21.12.2004 erblickte Luca – per unerwartetem Kaiserschnitt – das Licht der Welt.

Ich werde es nie vergessen… wir kauften Tiefkühlkroketten, Hähnchen und Fertigsauce. Wir legten Luca in seinen Stubenwagen, setzten uns an den Tisch und weinten. Vor Glück. Über dieses Wunder, was da in diesem Korb lag und schlief.

Weihnachten war nie wieder schöner.

Wir hatten uns ganz bewusst dazu entschieden diesen Moment nur mit uns zu teilen. Mit niemandem sonst.

Rückblickend waren immer die Weihnachtsfeiertage am schönsten, an denen wir uns dazu entschieden nur für uns zu sein. Das war pure Ruhe und absolute Besinnlichkeit und wir haben das immer sehr genossen.

Die letzten 3 Jahre war Weihnachten und auch der Geburtstag meines Sohnes – emotional – ein heikles Thema für mich. 2015 flüchtete ich zu meinen Eltern. 2016 rauften wir uns zusammen und feierten Weihnachten gemeinsam. Wir dachten, wir müssen das so tun…für unseren Sohn. Als sein Vater dann am ersten Feiertag zu seiner „neuen Familie“ fuhr, zerbrach ich innerlich. 2017 flüchtete ich wieder, nach Sylt.

Es gibt kein Patentrezept für diese Zeit. Sie ist nun mal geprägt von Emotionen. Und es gibt auch kein richtig und kein falsch. 

2018 ist das Jahr mit der wohl persönlichsten Veränderung in meinem Leben. Es fühlt sich an, als könne ich mich zum ersten Mal richtig spüren. Ich konnte Gedanken Worte verleihen und sie in Taten umsetzen. Ich konnte auf einmal nein sagen, fordern oder ablehnen. Alles, was mir widerstrebt, fühlt sich an, wie ein körperlicher Schmerz und leitet mir den Weg.

Ich habe Weihnachten, in diesem Jahr, einfach auf mich zukommen lassen. Auf uns zukommen lassen. Ich habe nicht angerufen, nicht eingeladen und für das Wohlfühlgefühl aller gesorgt. Ich habe lediglich für mein Wohlfühlgefühl gesorgt und folgerichtig auch für das meines Sohnes. Wir machen einfach das, was uns Spaß macht. Kein Bedürfnis mehr zu flüchten. Kein Bedürfnis nach einem großen Tisch. Kein komisches Gefühl.

Der Punkt ist, meine Tür ist immer offen. Ich würde niemanden abweisen, aber ich fühle mich nicht mehr verpflichtet das sagen zu müssen. Wer mich kennt, weiß das einfach.

Wenn man diese Veränderungen zulässt… ohne Hoffnungen, Erwartungen, Vorstellungen… öffnen sich Türen, die vorher gar nicht da waren. Nur, weil man etwas nicht mehr tut, ist man nicht allein und endet in Einsamkeit. Es zeichnen sich einfach nur neue Wege ab. Wege, die dann vielleicht auch viel besser passen… zu einem selbst… zu der Situation, in der man gerade lebt.

Dafür ist es essentiell, dass man Veränderungen zulassen und akzeptieren kann.

Vergangene Woche war ich in London. Allein.

Ich bin hingeflogen um Josh Groban zu sehen. Der einzige Künstler, dessen Konzerte ich nun schon zum 3. Mal besucht habe. Es war das erste Mal alleine bei einem Konzert. Ich saß zwischen all diesen Menschen in der O2 Arena und beim ersten Ton liefen mir die Tränen und ich wusste, es war richtig… das nur für mich zu tun. 

Neben mir saß ein älteres Ehepaar, sie waren bestimmt um die 70. Sie hielten sich die ganze Zeit fest und waren emotional – miteinander – völlig versunken. Es war so schön das zu sehen und es hat mich kein Stück traurig gemacht… ganz im Gegenteil… es hat mich unfassbar gefreut für diese beiden Menschen.

Ich wollte mir das nicht nehmen lassen. Nicht schon wieder. Vermutlich würde niemand diese Leidenschaft so mit mir teilen, so darin aufgehen, wie ich es tue… also war ich alleine da und es war die beste Entscheidung. 

Weihnachten ist keine Verpflichtung… wir dürfen das tun, was wir wollen und mit wem wir es wollen (oder eben auch nicht).

Dinge nur zu tun, weil Weihnachten ist, ist Betrug an sich selbst. Es ist ein Bild, was man aufrechterhalten möchte und dann wundern sich so viele, dass man sich selbst verliert oder es sogar völlig schiefgeht.

Es ist ein ganz klein wenig, wie in der Politik… es geht dann gar nicht mehr um die Sache an sich, sondern um persönliche Eitelkeiten, weil man vielleicht besonders glänzen möchte mit dem Essen, den Geschenken, dem Baum…ich war jahrelang Teil dieser Politik und muss – rückblickend – ein wenig über mich selbst schmunzeln.

Ich lasse Euch zum Abschluss, genau wie letztes Jahr, Josh Groban hier und wünsche Euch das wunderbarste Weihnachten.

 

Eure Andrea

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13 Kommentare

  1. Elke
    23. Dezember 2018 / 6:34

    Liebe Andrea,
    danke für deinen Artikel heute, hat mich wieder bestätigt, dass auch alleine Weihnachten verbringen gut sein kann und nicht traurig sein muss. Der Bauch sagts schon ?
    Bitte bleib so offen und gradheraus, das ist so fein und ich kann auch mal Energie tanken beindir, verzeih ?
    Wünsch dir und deinem Sohn ein ganz feines Weihnachtsfest
    Lg
    Elke aus Salzburg
    PS: Der Nagellack auf dem Foto ist wunderschön, würdest du mir bitte verraten welcher das ist?p

    • Andrea
      Autor
      23. Dezember 2018 / 9:12

      Liebe Elke, das ist vermutlich einer der schönsten Sätze, die mich in diesem Jahr erreicht haben „Energie tanken bei mir“. Alleine dafür lohnt es sich diese Gedanken herunterzuschreiben. Das Foto ist schon 1 Jahr alt und ich gehe ins Nagelstudio. Ich kann Dir leider nicht weiterhelfen bei der Farbe. Frohes Fest, Andrea

  2. ivana
    23. Dezember 2018 / 8:41

    Wunderschöne Zeilen mit Wärme und Menschlichkeit..Frohe Weihnachten, Andrea und Luca

    • Andrea
      Autor
      23. Dezember 2018 / 9:10

      Ich wünsche Dir ebenfalls frohe und besinnliche Weihnachten. LG Andrea

  3. Corinna
    23. Dezember 2018 / 10:02

    Liebe Andrea, ich lese seit einiger Zeit Deinen Blog und bin immer wieder fasziniert, wie Du schreibst. Als ich mit meinem Kaffee im Bett Deinen Beitrag las, hatte ich Tränen in den Augen, so berührt haben mich Deine Worte. Sicherlich auch weil ich in einer ähnlichen Situation bin. Ich wünsche Dir und Deinem Sohn entspannte und behagliche Weihnachtsfeiertage und dass Du die Zeit so genießen kannst, wie Du es Dir vorgenommen hast. Liebe Grüße von Corinna

  4. Tine
    23. Dezember 2018 / 12:33

    Liebe Andrea, das hast Du so schön geschrieben und es öffnet auch mir wieder ein Stück weit die Augen. Auch ich tanke bei Dir oft ein wenig Energie! Weiter so! Wünsche euch beiden eine wunderschöne Weihnachtszeit und einen tollen Start ins neue Jahr! Tine

  5. Barbara
    23. Dezember 2018 / 13:17

    Ich wünsche Euch schöne Weihnachtstage!

  6. Chawa8855
    23. Dezember 2018 / 14:25

    Wie immer ein wundervoller Post.
    Bleib wie Du bist. Offen und ehrlich zu Dir selbst.
    In diesem Sinne frohes Fest.

  7. Angela
    23. Dezember 2018 / 16:12

    Wundervoll deine Kolummne. Frohe Weihnachten.

  8. 23. Dezember 2018 / 21:46

    Auch ich wünsche dir und deinen Lieben auch ein frohes Fest.
    Liebe Grüße!

  9. Wiebke
    25. Dezember 2018 / 8:48

    Liebe Andrea,
    wunderbar und berührend. Du machst es genau richtig. Ich habe festgestellt , wenn es mir gut geht, dann geht es meinen ❤Menschen auch gut. Ich habe dieses Jahr auch ganz bewusst auf meinen Bauch gehört. Niemand war dabei, der mir nicht gut tut. Und das ist für viele nicht verständlich, weil es sogennante engste Familie ist. Ich habe gebacken und gebastelt. Alleine und mit meiner Tochter und es war alles gut so. Sie hat gestern als wir die Weihnachts CD im Schrank gesucht haben, die mein Mann fürs erste gemeinsame Weihnachtsfest gekauft hatte und die seit 11 Jahren an Hlg Abend bis zum qualmen läuft, rausgesucht haben gesagt, das ist eine schöne Tradition und die muss bleiben und nach der Bescherung kam dann nur mit einem tiefsten Seufzen: das war das schönste Weihnachten ever…Sie ist 18!
    Bleib bei deinem Bauch. Bauchmenschen können und dürfen ihn nicht überhören und übergehen.Sonst werden wir krank und unglücklich und unsere Lieben auch.
    Ich wünsche dir ein wundervolles Weihnachten, mit Freude, ganz viel Lachen und Zeit für dich und deinen Sohn.
    Bleib so und ich freue mich auf jeden neuen Beitrag.
    Und danke für das wundervolle Lied. Ich hatte Tränen in den Augen. Und den Mann werde ich mir DEFINITIV näher anhören.
    Drück dich. Alles Liebe, Wiebke

  10. 25. Dezember 2018 / 13:23

    Ein wirklich emotionaler Text, der wirklich sicherlich nicht nur mich sondern auch andere berührt. Das Gefühl kenne ich, dass du beschreibst, und ich finde es einfach klasse, wie du und hoffentlich auch andere die sich in der Situation befanden daraus gekommen sind. Ich finde es stark, dass auch du mal an dich gedacht hast, spontan auch ein Single Trip genommen hast und er augenscheinlich dir wirklich sehr gut tat. Ich wünsche Die frohe Weihnachten und weitere spontane Kurzreisen für das nächste Jahr für dich, dass du noch mehr über so schöne Eindrücke berichtest.

    Gruß,
    Petra

  11. 31. Dezember 2018 / 17:05

    Großartiger Text!
    Deine persönlichen Posts waren immer große Motivation und Inspiration für mich, vielleicht weil ich schon lange spürte, das mich Ähnliches erwartet, noch lange bevor es Realität wurde. Danke dafür, das ist im Bloggerland nicht selbstverständlich. Alles erdenklich Gute für dich und deinen Sohn im neuen Jahr.

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