Das Miteinander von Frauen!

Sonntagskolumne im dreiraumhaus. Das Miteinander von Frauen!

 

Ich habe mich lange Zeit meines Lebens für einen sehr unkreativen Menschen gehalten und das auch laut ausgesprochen. Ich war immer pragmatisch und organisiert, aber keinesfalls kreativ. Davon war ich überzeugt.

In Kunst war ich eine Niete. Ich habe meine Mama in den Wahnsinn getrieben mit meinen unzähligen Versuchen Pferde zu malen, die noch nicht mal ansatzweise aussahen wie Kühe. Meinen Topflappen habe ich im Nähunterricht nie zu Ende gehäkelt und auch im Werkunterricht glichen meine fertiggestellten Projekte eher einer architektonischen Endzeitstimmung.

Für viele Jahre am Schreibtisch zu sitzen, Events zu organisieren, Termine hin und herzuschieben….lag mir irgendwie mehr. Mit Anfang 20 ging ich davon aus, dass mein Leben nun seinen Weg kennt. Angestellt im Konzern….das war ja wohl das beste, was mir passieren konnte. Anfangs war das auch noch irgendwie dynamisch, wurde aber mit den Jahren immer schwerfälliger. Ideen umsetzen zu können, stoppte spätestens an der 3. Tür nach oben und irgendwann schob ich nur noch Termine hin und her und stumpfte ab.

Heute….kläre ich Ideen und Impulse direkt ab….vor allem mit mir selbst. Ich kann einfach mal machen, ggf. hinfallen und auch wieder aufstehen.

In 6 Blogjahren macht man so einige Erfahrungen, was das Miteinander – vor allem von Frauen – angeht. Ich lerne tatsächlich kaum Männer in dieser Branche kennen. Ein Job, wie dieser, bringt ein gewisses Neidpotential mit sich und dabei hasse ich es, wie die Pest, dieses Wort überhaupt verwenden zu müssen. Ich habe lange hart daran gearbeitet „Neid“ aus meinem Leben, aus  meiner eigenen Gefühlswelt, zu verbannen. Es gibt viele Emotionen, die ich mit mir herumschleppe, aber Neid gehört einfach nicht dazu. Aus Neid habe ich Bewunderung gemacht. Versucht das mal….das erleichtert den Umgang mit Euren Mitmenschen erheblich.

In Summe gab es 1,2…vielleicht 3 negative Erfahrungen, die meinen Weg mit dem dreiraumhaus auf emotionaler Ebene begleitet haben. Immer waren es Frauen, meist Gruppen, die aus verschiedensten Gründen keinen Weg gefunden haben miteinander zu arbeiten oder vernünftig zu kommunizieren….vor allem zu kommunizieren. Fehlende Kommunikation, falsche Kommunikation oder gar Fehlinterpretationen führen auf unserer Welt zu Kriegen….man braucht nur mal einen Blick auf unsere Weltpolitik zu werfen.

Vor 6 Jahren habe ich alle noch förmlich überrannt mit meinen Ideen und meinem Tatendrang. Lange Zeit war ich jemand, der irgendwie immer an vorderster Front stand und meine Art hat für Probleme gesorgt. Wenn man zu schnell und so zack, zack, zack ist…dann erweckt das bei vielen Menschen den Eindruck, man wolle sich in den Vordergrund drängen. Dabei ist das bei mir nicht mal ansatzweise so. Ja, ich bin laut und ja ich mische mit und bringe mich lautstark ein, aber die Frontposition hat für mich keine Bedeutung. Da ich weiß, wie ich mit meinem Naturell wirke, möchte ich mich oftmals viel lieber irgendwo hinten anstellen und leise sagen…“Hey….ich diskutiere zwar gern mit, aber ich brauche nicht die Führung“. Mittlerweile gebe ich Verantwortung sehr sehr gerne ab!

 

Mir geht es ums einfach machen….

 

Stillstand und Stagnation waren noch nie so richtig meins.

Lange Zeit habe ich einen Kampf des Umgangs mit solchen Situationen mit mir selbst geführt. Ganz bewusst eigentlich in den vergangenen 3 Jahren. Die Trennung von meinem Mann hat ganz automatisch dazu geführt, dass ich mich intensiv mit mir auseinandersetzten MUSSTE! Oder besser gesagt…ich WOLLTE! mich mit mir auseinandersetzen. Die Trennung war eine Niederlage auf ganzer Ebene und das macht ganz schön was mit dem eigenen Ego und ich bin froh, dass mittlerweile so reflektiert sehen zu können.

 

FUCK Andrea…pack dir an deine eigene Nase und guck erstmal, wie du besser werden kannst…

 

Begleitet von emotionalen Höhen und Tiefen, hab ich diese Auseinandersetzung mit mir geführt. Ich habe Dinge laut ausgesprochen, die extrem schmerzhaft waren und meine Schwester am Telefon zum Weinen gebracht haben, weil sie um deren tiefe Bedeutung wusste.

Genauso, wie ich Neid verbannt habe, habe ich auch die Frage nach Schuld nicht mehr zugelassen. Über Schuld zu diskutieren könnte ganze Bücher füllen, nur ist genau das eben nicht zielführend. Vielmehr ist es doch sinnvoller sich an einen Tisch zu setzen und zu sagen: „Hey, da haben wir wohl ein Problem…lass uns eine Lösung finden“.

 

Viele Menschen wollen jedoch keine Lösung, sie wollen das Problem!

 

Ob man auf einer Wellenlänge schwimmt, ob eine Basis da ist…merkt man recht schnell. Man merkt auch, ob man nur benutzt wird oder ob es nur darum geht zu profitieren…Auch das habe ich schon erlebt und hatte tatsächlich eine Weile daran zu knacken.

Die Frauen, die mein Leben aktuell begleiten, sind allesamt starke Frauen. Es gibt kein konkretes Ziel, was wir verfolgen. Zu allererst geht es um eine gute Zeit miteinander und vermutlich liegt darin eine gewisse Portion an Erfolg begründet. Ich sitze nicht morgens im Bett und bete hoch und runter, dass ich an meine Projekte glaube. Wenn ich irgendwas als sinnvoll erachte, dann lege ich einfach los…ohne lange zu fackeln. Ich habe Visionen im Kopf, ganz sicher. Aber Visionen sind eine genauso langfristige Angelegenheit, wie der Kauf von Aktien. Von „man muss einfach nur dran glauben“…halte ich überhaupt nichts….das entspricht aber auch so gar nicht meiner Persönlichkeit.

Durch meine extrovertierte Art, erwecke ich schnell den Eindruck eines „Haudegens“. Das birgt die Gefahr emotional unterschätzt zu werden. Wenn ich ein Problem habe oder eins sehe, dann spreche ich das an. Wenn mein Gegenüber sein Problem – mit mir –  allerdings nicht ansprechen oder aussprechen kann, dann führt das in eine Sackgasse, weil sich dieser Mensch – durch mich – überrannt fühlt….ob das berechtigt ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Ich kann mein Verhalten überdenken, mich selbst reflektieren, nur werde ich nicht ändern, wer ich bin.

 

Wie geht man damit um, wenn das Miteinander von Frauen in eine Sackgasse führt?

 

Ich, für meinen Teil, kann diese Frage recht klar beantworten.

Man muss sich einfach darüber bewusst sein, dass Dinge sich verändern. Oft werden wir – intensiv –  von Menschen in bestimmten Phasen unseres Lebens begleitet und das ist auch gut so und dann verändern sich die Lebensumstände und führen, wie bei mir, zu einer intensiven Phase der Selbstwahrnehmung. Das war ein wichtiger und heilsamer Prozess, den ich hier durchlaufen musste und auch durfte. Es ist auch völlig normal, dass man Menschen, auch wichtige Menschen, verliert…auch das gehört zur Dynamik des Lebens und es ist wichtig das akzeptieren zu können, denn nur dann kann man weitermachen.

Bei mir ist es so….so lange ich laut bin, so lange ich aufstehe und mit der Faust auf den Tisch haue, ist alles bestens. Dann ist immer noch was zu retten. Erst, wenn ich still bin…ist es vorbei. Denn das ist der Punkt, wo ich aufgebe und meine Energie in andere Bahnen lenke. So bin ich übrigens auch bei der Trennung von meinem Mann vorgegangen. Irgendwann wurde ich still und ging einen neuen Weg….diesen hier.

Ich stelle Veränderungen einfach nicht mehr in Frage. Ich nehme sie an, gehe damit um und vor allem gehe ich weiter. Ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben sagte vergangene Woche etwas absolut wichtiges und richtiges zu mir:

 

Umschließe diese Situationen, diese Personen mit dem Herzen…das wird irgendwann sehr hilfreich sein.

 

Offen gesagt, bin ich ja dann erstmal eher so….“Hey, hier ist mein Mittelfinger….ich umschließe FUCKING gar nix mit meinem Herzen….ich bin pissed off und bleibe das auch Zeit meines Lebens“.

Vermutlich wird „dieser JEMAND“ jetzt sehr laut lachen und ein Glas Champagner auf mich trinken…

Ich wünsche Euch einen fabelhaften Sonntag!

 

Eure Andrea

 

9 Kommentare

  1. Manja
    6. Mai 2018 / 8:59

    Guten Morgen Andrea,
    ich verfolge seit gut ein paar Monaten Deinen Blog. Heute hast du mich bei einem guten Café, mit Deiner sehr geraden, klaren Sprache und schönen Zeilen zum Schmunzeln gebracht. Und dem Ganzen kann ich nur zustimmen….. es gibt Dinge im Leben die sind, so wie sie sind!

    Einen sonnigen Sonntag aus München,
    Grüße Manja

    • 6. Mai 2018 / 9:43

      Liebe Manja, vielen lieben Dank. Du sagst es….Liebe Grüße nach München.

  2. 6. Mai 2018 / 9:04

    der sitzt eher mit einer gänsehaut und tränen im sessel. ich kann jeden buchstaben inhalieren und habe viele bilder in meinem kopf, die du mit dein Worten gemalt hast. und ich nehme gedanken mit über die veränderung. #lifecreatechange
    unfassbar gut geschrieben. ich könnte glatt neidisch werden, aber du hast meine volle und ganze bewunderung! kreativität spiegelt sich also nicht nur in gehäkelten topflappen und lampenbau, was du übrigens unfassbar gut kannst, wider, sondern in der malerei mit worten. und das kannst du richtig gut!
    so, endlich wieder mein sonntagmorgenritual! jetzt springe ich ins leben mit anlauf, guter laune und nachher sicher mit einem glas champagner! (bildlich gesprochen…)

    • 6. Mai 2018 / 9:44

      Ach Bine…haste Dich erkannt, ja? Danke für das wunderbare Kompliment. Ich freu mich auf Dich.

  3. 6. Mai 2018 / 10:24

    Haha….ich weiß genau, wer dieser Jemand ist und wer laut lacht! Aber sie hat sehr recht! Auch wenn ich in mich vielen Dingen in Deinem Text wiederfinde. Danke für diese schönen Wochengedanken…ich geh jetzt mal nachdenken und dann … wieder auf ins Leben! 🙂
    Alles Liebe
    Anja

  4. Angela
    6. Mai 2018 / 11:52

    Ach ja….so ist es mir auch oft gegangen. Für alles und jeden im Leben gibt es eine Zeit! Anerkennung muss man sich hart erarbeiten. Neid und Missgunst bekommt man umsonst!
    Danke für deine Gedanken?!!
    Hab einen schönen und vor allem entspannten Sonntag nach eurem aufregenden gestrigen Tag!
    Liebste Grüße von Köln nach Leipzig, liebe Andrea

  5. Andrea
    7. Mai 2018 / 7:32

    Liebe Andrea,
    ich liebe Deine Beiträge, so ehrlich, ohne Schnörkel. Ich finde mich wieder, in all Deinen Worten.
    Deine Kreativität ist Dein Blog und damit triffst Du soviele Frauen mitten in´s Herz. Gott sei Dank bist Du nicht dabei geblieben, irgendwelche Topflappen zu häkeln 🙂
    Ganz liebe Grüße und bitte viel viel viel viel mehr von all Deinen Texten!
    Andrea 🙂

  6. Barbara Marsch
    7. Mai 2018 / 9:31

    You made my day……..
    Danke, Du hast meinen Montag gerettet!
    Ich habe sehr nachdenklich jedes einzelne Wort gelesen und habe innerlich genickt und applaudiert.
    Und beim letzten Satz habe ich laut gelacht. Genauso ist es. Danke für Deine Gedanken. Es ist ein Wohltat Dich zu lesen.
    Hab eine tolle Woche.
    LG, Barbara

  7. Eve
    8. Mai 2018 / 18:07

    Hey Andrea,

    ich lese schon seit einiger Zeit deinen Blog, hab mich aber noch nie getraut einen Kommentar an dich zu schreiben.
    Hier aber triffst du ausgerechnet das Problem, welches ich gerade habe. Ich arbeite mit einer Gruppe von Frauen zusammen, die leider momentan so eine Art Krieg gegeneinander führen.
    Wir reden nicht miteinander, sondern gegeneinander. Es gibt keinen Teamgeist und alle sind auf Sturm gebürstet. In der Tat wollen wir eigentlich unsere Probleme nicht miteinander lösen, wir pflegen unser Problem geradezu.
    Ich habe bisher immer geglaubt, ich handele richtig innerhalb dieser Gruppe. Bin eigentlich eine der Wenigen, die versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen und vernünftig zu bleiben unter all den kleinen Ziggen, aber deine Zeilen, haben mich zum Nachdenken gebracht und ich muss leider feststellen, dass ich vielleicht auch bei mir etwas ändern muß, damit es in der Gruppe besser wird.
    Vielen Dank für diesen Beitrag, der bei mir bewirkt hat, dass ich über mich nachdenke und der mein Problem mit den Kollegen zwar nicht unbedingt löst, aber der mir doch vielleicht einen anderen Blickwinkel zeigt.
    lg Eve

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