die Selbstverständlichkeit von Eltern…..

dreiraumhaus parkinson dystonie stuerme im gehirn jon palfreman

Eltern sind selbstverständlich! Eltern sind irgendwie immer da…sie sind einfach nicht wegzudenken. Es fällt wahrlich schwer, sich darüber Gedanken zu machen, dass Mama und Papa irgendwann nicht mehr da sein könnten.

Wie so oft im Leben, wird man immer erst wach oder zumindest wachgerüttelt, wenn etwas passiert. Wenn unvorhergesehene Dinge unser Dasein beeinflussen und verändern. Diese Dinge können Kleinigkeiten sein oder sie sind so gravierend, dass es zu einer Odysee wird……immer in der Hoffnung auf eine mögliche Lösung, auf Unterstützung oder bahnbrechende Entwicklungen.

 

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Vergangenheit und zu viel Arbeit:

Heute erzähle ich Euch etwas von meinem Papa…ein waschechter Sachse. Zu DDR Zeiten hat er die Betonplatten für Plattenbauten mit seinem LKW hin- und hergefahren. Er hat mich ganz oft mitgenommen und meine Mama hat immer „Fresspakete“ für die lange Fahrt gepackt. Hin und wieder, vor allem in den Sommerferien, haben wir mit seinem LKW an einem Baggersee gehalten und sind schwimmen gegangen. Ich hatte eine ganz wunderbare Kindheit.

Als ich 13 war, sind wir in den Westen ausgewandert. Wir haben lange in einer Flüchtlingsunterkunft gelebt. Ein Zimmer für 4 Personen, eine Geschmeinschaftsküche und offene Duschen….keine schöne Zeit. Mein Papa hat sofort angefangen zu arbeiten…bei einer Spedition. Er ist gefahren und gefahren und gefahren….um seine Familie zu ernähren. Schlaf war Luxus….Wochenenden waren Luxus.

Schwere Unfälle haben seinen Arbeitsweg begleitet. Eine Schlauchexplosion am Kalk-Silo seines Trucks verätzte sein Gesicht und im Steinbruch ist er mitsamt seines Baggers umgekippt. Er hat weitergearbeitet und gearbeitet und gearbeitet. Keiner der Unfälle konnte ihn daran hindern weiter für seine Familie zu sorgen.

 

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Veränderungen:

Irgendwann, vor ein paar Jahren, fiel meiner Mama auf, dass mein Papa seinen Kopf immer schief hielt. Er stützte ihn immer ab. Es war ihm nicht möglich seinen Kopf aus eigener Kraft wieder in eine gerade Haltung zu bewegen. Schmerzen und Zittern waren, auf lange Sicht, ebenfalls eine Begleiterscheinung.

Was folgte waren unzählige Arztbesuche. Es stellte sich recht schnell heraus, dass es sich um ein neurologisches Problem handeln sollte und somit stand das unschöne Wort:

Parkinson

im Raum. Die motorischen Probleme, das Gesamtbild der Erkrankung meines Papas, waren Indikatoren für diese Erkrankung.

 

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Was ist Parkinson?

Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems.

Nervenzellen, die für unsere willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen verantwortlich sind, werden mit dem Botenstoff Dopamin versorgt. Bei dieser Erkrankung findet die Versorgung der Zellen nicht mehr ausreichend statt, sie sterben ab und die, für Parkinson, typischen Bewegungsstörungen treten auf. Viele von Euch kennen sicher die aufwühlenden Bilder von „Zurück in die Zukunft“ Star Michael J. Fox.

Parkinson ist nicht heilbar.

Aber….200 Jahre nach Bekanntwerden dieser neurologischen Erkrankung gibt es bahnbrechende Fortschritte bei der Entwicklung neuer Heilmittel und Therapien.

Jon Palfreman, ein ausgezeichneter Medizinjournalist und selbst erkrankt, hat sich auf Spurensuche begeben und ein großartiges Buch geschrieben. „Stürme im Gehirn“ berichtet über Leid, Hoffnung, Medizin, Wissenschaft und die Zukunft der Parkinson Erkrankung.

In seinem Buch, in Kapitel 4,  erzählt Jon Palfreman von Parkinson erkrankten Menschen und deren Umgang damit. Es ist beeindruckend zu sehen, dass eine Krankheit nicht gleich das Ende bedeuten muss und sei sie noch so schlimm. Er nennt dieses Kapitel „SIEG DES GEISTES ÜBER DIE MATERIE“. Treffender könnte man es faktisch nicht ausdrücken. Denn auch, wenn Parkinson immer wieder wieder als Nervenkrankheit betitelt wird, so ist der Geist….unser Denken….davon nicht beeinflusst. Es muss schlimm sein, wenn der Körper nicht tut, was der Kopf will und doch gibt es beeindruckende Persönlichkeiten, die sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen, wie z.B. die Tänzerin Pamela Quinn. Für einen Tänzer, der volle Kontrolle über seinen Körper benötigt, ist die Diagnose besonders niederschmetternd und wenn man es dann – trotz allem – schafft, anderen erkrankten Menschen, Mut zu geben, indem man sie zum tanzen bringt….dann zieh ich davor meinen Hut.

 

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Meine eigene Erfahrung:

Zurück zu meinem Papa. Er leidet an Dystonie. Dieses Wort hatte ich vorher noch nie gehört, aber es ist tatsächlich die dritthäufigste Form von Bewegungsstörungen. Sein ganzes Leben hat sich damit geändert. Er konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben, ging in Frührente. Das was an dieser Stelle einfach klingt, war ein harter Weg.

Behördenkämpfe, Gerichtsauseinandersetzungen….als ob die Erkrankung, an sich, schon nicht schlimm genug wäre. Und nach Jahren harter Arbeit bleibt eine minimale Rente, die gerade mal zum Überleben reicht, in einer Welt, in der ständig alles teurer wird.

Das ist etwas, was mich tatsächlich wirklich traurig und nachdenklich stimmt. Ich bin besorgt. Besorgt um meine Eltern. Und vor allem würde ich mir für meine Mama und meinen Papa einen „Wohlfühl-Lebensabend“ wünschen, denn das hätten sie verdient. Einen „Wohlfühl-Lebensabend“ hätten – im Übrigen – ganz viele Menschen verdient.

Und trotzdem kann man auch aus diesen Situationen gestärkt hervorgehen. Ich habe den Blogartikel mit dem Satz:

Eltern sind selbstverständlich

eingeleitet. Und ich kann Euch sagen, dass sind sie nicht! Eltern sind NICHT selbstverständlich. Ich bin unendlich dankbar, sowohl Mama als auch Papa in meinem Leben zu wissen und jederzeit Unterschlupf finden zu können. Ich bin dankbar, dass meinem Papa geholfen werden kann, zumindest zeitweise.

Egal, ob Parkinson oder Dystonie…..am Ende zählt wer wir sind, wie wir damit umgehen und wo wir „aufgefangen“ werden.

Bleibt gesund!

 

Eure Schnimpeline

 

Dieser Artikel wurde gesponsert vom Beltz Verlag.

#parkinson #medizingeschichte

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