Plötzlich Prinzessin…#sayyestotheworld

Plötzlich Prinzessin…#sayyestotheworld

Lange verlief mein Leben recht klassisch.

Ich ging zur Schule, machte eine Ausbildung, arbeitete.

Mit 24 heiratete ich. Mit 28 bekam ich Luca.

Ich arbeitete.

Alles war irgendwie recht geordnet. Von Montag bis Sonntag. Von Montag bis Freitag ging es ins Büro. Freitags wurde eingekauft. Samstags geputzt. Sonntags gab es lange Familienfrühstücke.

Im Grunde ein gutes Leben. Ich hinterfragte das auch nie wirklich. Ich lebte es einfach.

Wenn ich heute so darauf blicke, dann frage ich mich…ob es nicht völlig logisch war, das alles so kommen musste, wie es dann eben auch kam.

Denn offensichtlich hat dieses „geordnete Leben“ ja meinen Ex-Mann in seine Lebenskrise gestürzt und zwar mit einer Frage, die wir uns (hinter verschlossenen Türen) oft selbst stellen:

 

War das schon alles?

 

Aus psychologischer Sicht ist das ein völlig normaler Vorgang. Im ersten Abschnitt unseres Lebens, also ungefähr bis wir 30 sind, sind recht viele Dinge vorgegeben….ob man nun will oder nicht. Man muss die Schule beenden, eventuell Abitur machen, studieren oder direkt arbeiten. Fakt ist….man muss den eigenen Lebensunterhalt verdienen und darum dreht sich in den ersten Jahren, nach der Teenagerzeit, erstmal wirklich alles.

In diese Zeit fällt dann auch oft Familienplanung und Familiengründung. Vielleicht der Kauf von Eigentum. Nach der Familiengründung folgt unweigerlich das Leben mit Kindern und man stellt sich hinten an. Eine wirklich schöne, intensive und sehr besondere Zeit.

Und dann ist man Anfang 40, hat viele Jahre richtig Gas gegeben und dann ist da auf einmal dieser recht luftleere Raum. Man sagt auch gern „Midlife Crisis“. Ich habe das immer für einen Witz gehalten, aber es gibt sie tatsächlich und häufiger, als ich mir das je hätte vorstellen können.

Es ist also nicht irgendein Trend, sondern tatsächlich völlig normal, dass es gerade in diesem Alter viele Trennungen gibt und sich so viele Frauen und Männer faktisch neu erfinden. Denn irgendwie liegt ja das halbe Leben noch vor einem.

Seid nunmehr 2 Jahren gibt es dieses geordnete Leben für mich nicht mehr. Blickt man mal von oben darauf, könnte man ein geordnetes Chaos erkennen. Natürlich gibt es Struktur, aber ich weiß heute nicht, wo ich in 3 Monaten stehe. Das ist tatsächlich so. Und es könnte mir Angst machen, tut es aber nicht.

Vergangenen Donnerstag, es war ca. 07 Uhr, schrieb ich Charlotte eine Mail. Ich hockte auf dem Sofa, in Jogginghose. An Schlaf war die Nacht kaum zu denken, Hugo hatte die halbe Nacht Durchfall, der Sofabezug musste gewechselt werden und Luca in die Schule.

Alltag!

Nur halt mit dem kleinen Unterschied, dass ich um 11 Uhr nach Berlin fahren sollte um meinen Flieger nach New York zu besteigen.

Ich hatte noch nicht mal Koffer gepackt.

DAS! Hätte es früher nie gegeben. Ich wäre ausgeflippt.

Stattdessen blieb ich entspannt. Trank meinen Kaffee in aller Ruhe. Machte die Waschmaschine an. Ging duschen. Putzte nochmal durch die Wohnung (was auch sonst…könnte ja der Papst zu Besuch kommen in der Zwischenzeit), ging ne Hunderunde, packte den Koffer und los.

 

 

New YorkNew YorkNew YorkNew YorkNew York

 

Plötzlich Prinzessin – #sayyestotheworld

 

Ich stehe in Berlin Tegel. Alleine. Ich bin schon oft von Berlin Tegel geflogen. Auch alleine, aber dann allerhöchstens bis Köln/Bonn.

Aber auf der Tafel steht nicht Köln/Bonn, sondern New York JFK.

Ich gebe mein Gepäck ab, kaufe mir noch ein Nackenkissen (was ich später NATÜRLICH im Flugzeug vergesse – ich vergesse meine Nackenkissen immer im Flugzeug), gehe Kaffee trinken und telefoniere mit meiner Schwester.

Meine Freude ist riesig, aber ich bin nicht aufgeregt.

Dann geht’s zur Passkontrolle und zum Security Check. Und da steht er. Der Flieger. Ich starre ihn an und da ist sie….die Aufregung.

 

Andrea, du machst das wirklich.

 

Berlin, ich mag Dich, nur Dein Flughafen ist ein Witz. Ich warte eine Stunde bis ich mal zur Toilette kann. Die Schlange ist so lang, dass ich am Ende das Männerklo nutze.

Ich bin fast die Letzte, die ins Flugzeug einsteigt.

„41 A“ hatte ich reserviert, dass habe ich mir sogar 25 Euro kosten lassen. Ich erwähnte es bereits…..“41″ für mein Alter und „A“ für meinen Namen.

Ich kenne diesen Platz so auswendig, dass ich nicht mehr auf die Bordkarte schaue. Ich steige in den Flieger, laufe zu meiner Platznummer und da sitzt schon jemand. Ich bin etwas irritiert und gucke mich erstmal fragend um. Vielleicht hab ich ja doch nicht richtig geguckt, falsch gebucht oder sonst was.

Ich suche „41 A“ sage ich zu dem netten jungen Mann in der Lufthansa Uniform.

„Ach, dann bist Du sicher Andrea“, sagt er zu mir.

Ich starre ihn an.

Er lächelt, stellt sich vor und klärt mich auf. Ich starre ihn immer noch an. Mir laufen die Tränen. Er bringt mich zu meinem neuen Platz, gibt mir etwas zu trinken. Ich muss erstmal durchatmen. Tief durchatmen.

Passiert das alles gerade wirklich?

Ich genieße den Flug.

Und während ich bereits New York unter mir leuchten sehe, kommt er an meinen Platz und gibt mir das Lufthansa Magazin mit dieser persönlichen Widmung und ein Lufthansa Kuscheltier. Ich drücke ihn und freue mich wie ein kleines Kind, packe alles ganz vorsichtig in meinen Rucksack.

 

Es war mein größter Traum. Alleine nach New York zu reisen. Nur für mich. Und es war die beste Entscheidung, die ich mit Ü40 je getroffen habe! #sayyestotheworld

 

Beim aussteigen höre ich, wie sich viele Passagiere persönlich bei den Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern dieses Lufthansa Fluges bedanken, für den außerordentlich, hervorragenden Service und so viel Menschlichkeit.

Ich bin schon so oft geflogen und – gemeinsam mit Luca – ein großer Lufthansa Fan, aber dieser Flug war der besonderste Flug, den ich je erlebt habe. Was für eine Crew! Danke!

Wir landen!

Diesmal kann ich zu den Pass-Automaten, da ich bereits im vergangenen Jahr schon mit ESTA eingereist bin. Nach 5 Minuten bin ich durch die Immigration, nehme meinen Koffer vom Band und hüpfe ins Taxi Richtung Brooklyn.

New York empfängt mich mit Regen. Es ist bereits dunkel.

Ich fahre nach Brooklyn. In mein Hotel. Beim einchecken wird meine Buchung nicht gefunden. Ich warte geduldig, alles klärt sich auf. Ich beziehe mein Zimmer und gucke heimlich in die Wohnungen des Hochhauses gegenüber. Alles ist hell erleuchtet und ich fühle mich ein wenig, wie in Alfred Hitchcocks Film „Das Fenster zum Hof“.

Krass. Ich bin tatsächlich da.

Ganz allein.

Bin ich wirklich 41? Es fühlt sich nicht so an. Ich fühle mich gerade, wie 20.

Ich wache auf, gehe duschen und dann raus aus dem Hotel. Ich gehe direkt zu Starbucks nebenan. Bestelle mir einen Cappuccino, ein Brötchen und lese weiter im Buch von Axel Hacke. Ich lehne mich zurück und beobachte die New Yorker, die Touristen. Ich atme es richtig ein.

 

Es war mein größter Traum. Alleine nach New York zu reisen. Nur für mich. Und es war die beste Entscheidung, die ich mit Ü40 je getroffen habe! #sayyestotheworld

 

Ich klappe das Buch zu. Und gehe raus. Es tobt ein Schneesturm….

Bis bald!

 

Eure Andrea

 

Nachtrag:

 

Ich reise zwar alleine, aber ich bin nicht alleine. Das Wertvollste in meinem Leben sind die Menschen, die es mit mir teilen!

Die mir Nachrichten aufsprechen, meine Aufregung teilen, mit mir weinen…vor Freude…vor Aufregung. Menschen, die hinter meinem Rücken für Überraschungen sorgen, weil ich ihnen etwas bedeute…(eines der wunderbarsten Gefühle, was ich kenne).

Meine Familie, die sich per Facetime meldet.

Der Uber Fahrer von gestern, der mir so viel über die New Yorker erzählt hat, während wir über die Brooklyn Bridge fuhren. Die Bedienung unten bei Starbucks, die super freundlich ist. Der Typ hinter der Bar, der mich gestern bei Eataly am Flatiron Building bedient hat. Die komplette Lufthansa Crew von Flug 406.

Nicht zu vergessen…Ihr! Eure Nachrichten, vergangenen Donnerstag haben für ziemlich viele Tränen gesorgt und es war so wunderbar Eure Freude zu sehen, als ich mich gestern dazu entschloss, Euch mit durch New York zu nehmen in den Insta-Storys. Euer Feedback ist überwältigend. Eure persönlichen Geschichten berühren mich und es ist toll, dass ich Euch Mut machen darf.

 

 

Erst wollte ich nichts schreiben oder auf Instagram was machen. Aber, warum soll ich etwas unterdrücken, was meine Leidenschaft ist? Schreiben IST meine Leidenschaft. Ich sollte aufhören, dass immer wieder vor mir selbst zu rechtfertigen.

 

21 Kommentare

  1. Renate
    4. März 2018 / 12:21

    Liebe Andrea, mir sind beim lesen jetzt die Tränen in die Augen gestiegen, weil ich deine Freude so nachempfinden kann und mich auch freue, dass du deine Freude mit uns teilst. Danke! LG Renate

    • Tina
      5. März 2018 / 15:20

      Hallo Andrea, ich folge dir schon eine Weile und habe jetzt zum erstenmal deinen Blog gelesen und ich finde ihn wunderbar. Du darfst niemals aufhören zu schreiben!
      Du machst die Welt ein wenig bunter????
      Fühl dich gedrückt, ganz liebe Grüße Tina

  2. Andrea
    4. März 2018 / 13:06

    Liebe Andrea.
    Mir ging es ähnlich wie Renate, die vor mir geschrieben hat. Ich „verfolge“ dich ja bereits seit deiner Reise nach Sylt und bin wirklich froh, dich auf Instagram gefunden zu haben. Ich bin normalerweise gar nicht in den sog. social medias unterwegs, aber in den letzten Wochen habe ich, wegen einer Fuß OP und dem damit verbundenen ständigem Sofa sitzen, Instagram kennen und teilweise „lieben“ gelernt. Vieles dort ist sicher das, was ich als oberflächlich bezeichnen würde. Die ganzen tollen perfekten Outfits oder Wohnungen. Aber es gibt auch tatsächlich die Geschichten, die einen bewegen und die oft spannender als Bücher sind, so wie deine. Viele Dinge kann ich wirklich gut nachvollziehen und finde mich teilweise selbst dort wieder. Deshalb kann ich mich, glaube ich auch jetzt einfach so für dich freuen, dass du das mit New York gemacht hast und kann ein paar Tränchen mit dir verdrücken, auch wenn ich dich gar nicht persönlich kenne. Schön, dass du dein Leben ein Stück weit mit uns teilst und wir dich begleiten dürfen. Und wie du in deiner Insta Story kürzlich schon sagtest, wer das was du tust und sagst nicht mag oder dich nicht sehen will, der soll es einfach lassen ! Ich folge dir auf jeden Fall weiter! Wünsche dir noch eine tolle verbleibende Zeit und viele nette Menschen in deiner Umgebung. Ganz liebe Grüße. Andrea

  3. Verena
    4. März 2018 / 15:34

    Liebe Andrea, seit Sylt lese ich fleissig deinen Blog. Und ich dachte ich muss schnell schreiben und Dir eine gute Zeit in New York wünschen. Ich war noch nie dort – ein grosser Traum von mir der sich vielleicht einmal erfüllt – und wünsche dir das Du New York nun mit allen Sinnen geniessen kannst. Lass es Dir gut gehen. Herzliche Grüße aus Ba-Wü, Verena

  4. Sylvia
    4. März 2018 / 17:44

    Hallo Andrea ,
    wieder einmal ein phantastischer Einblick in deine Gedanken und einen Teil deines Lebens .Schön geschrieben und wie immer mit hervorragenden Fotos untermalt .
    Ich freue mich mit und für dich ,dass du augenscheinlich nun so leben kannst wie es dir gut tut .
    Wunderbar das du uns ein Stück weit mitnimmst und jedenfalls mich auch gelegentlich zum nachdenken anregst ganz nach dem Motto „warum eigentlich nicht“….
    Danke dir .
    Liebe Grüße Sylvia
    PS. Bin sehr auf dein Resümee mit der DSLR gespannt

  5. Rosalie
    5. März 2018 / 6:33

    Guten Morgen! Beim Kaffee lese ich in der Brigitte, ein Artikel über eine New Yorker Schriftstellerin. Ich gucke kurz auf maps (so genial, dass man mal eben überall „hin“ kann) nach dem Prospect Park, sehe das Straßengewirr und du fällst mir ein. Sooo mutig, dass Du da gerade alleine rumläufst, wow.
    In Deinem Text spüre ich ein klitzekleines bisschen Wut am Anfang und dann ganz viel Energie. Toll. Klingt nach bei Dir ankommen. Schönstes Durchstreifen des big apple, Rosalie

  6. 5. März 2018 / 7:36

    Das finde ich auch, liebe Andrea! Schreiben und sich mitteilen ist eine Leidenschaft – meine auch! Wir sollten uns dafür nicht rechtfertigen müssen. Alles was du mit Leidenschaft tust, bereichert dein Leben und mach dich glücklich.
    Als du am Anfang im Text über darüber schriebst, dass es DAS früher nicht gegeben hätte, dass du ausgeflippt wärst, wenn dein Koffer nicht Stunden vorher gepackt wäre, musste ich schmunzeln.
    Geht mir ganz genaus SO!
    So viele Dinge, die früher für mich eine Katastrophe gewesen wären, erzeugen heute nur noch ein Achselzucken bei mir. Altwerden rockt! 🙂

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen noch eine TOLLE Restzeit in New York, erfülle dir deinen Traum, erlebe die schönsten Erlebnisse und hab einen guten Flug zurück nach Deutschland. Ich werde an dich denken!
    Liebe Grüße!

  7. 5. März 2018 / 7:41

    ach so, fast vergessen zu fragen: Was hatte es denn jetzt mit deinem Sitz auf sich? Wieso musstest dur auf einen anderen Platz und wieso hat er dich geduzt? Lach, ist ja nicht schlimm und auch schön, aber einfach so? 🙂

  8. 5. März 2018 / 8:08

    Wie schön!! Ich kenn dich zwar nicht persönlich und ich folge deinem Blog auch noch nicht sooo lange… aber ich freu mich riesig für dich!! 😀 😀 Genieß die Zeit. 😉
    GLG, Andrea
    Pebbles and Blooms

  9. Silke
    5. März 2018 / 9:25

    Liebe Andrea!!
    Ich hab Gänsehaut und Pippi in den Augen…1.weil ich mich wahnsinnig für Dich freue…2. weil ich jetzt noch mehr weiss, dass ich nä Jahr meinen Traum von NY wahr machen werde…! Geniess Deine letzten Stunde dort, saug alles auf….und es wird bestimmt nocht Dein letztes Mal dort sein…Fühl Dich gedrückt ! LG Silke

  10. 6. März 2018 / 10:00

    Schön geschrieben und ich freue mich wirklich mit dir und für dich!
    Nur heute in den Stories von wegen „den würde ich nehmen“… Das erste Foto war doch Marteria – um den müssen wir uns prügeln :-)))
    Liebe Grüße und schöne Zeit noch

  11. Nicole
    7. März 2018 / 18:33

    Liebe Andrea,
    ich heule hier gerade lächelnd…weil DU berührst!
    Danke! Nicole

  12. 8. März 2018 / 18:03

    Big heart to you you meine liebe Andrea. Ich freue mich das New York hat dich begeistert und du das nur für dich gemacht hast! Dream big!

  13. Wiebke
    11. März 2018 / 9:42

    Liebe Andrea….

    Pipi in den Augen, Gänsehaut und Grinsen….hör nie auf zu schreiben und Storys zu machen und Bilder. Es ist Mega und einfach so schön in dieser perfekten Instawelt jemanden wie dich zu haben.
    Ich drück dich ganz fest????????????????
    Wiebke

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